Exklusiv: Knall bei Hplus

Der abrupte und überraschende Abgang des langjährige politische Leiters des Spitalverbands wirft Fragen auf.

, 28. Juni 2019 um 13:51
image
  • spital
  • personelles
  • hplus
  • politik
  • anne-geneviève bütikofer
Die Entlassung kam am Dienstag- nach über 17 Dienstjahren und «völlig überraschend.» Letzteres sagt der Betroffenen selbst. Er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. Weiter will sich Martin Bienlein, der langjährige Leiter Geschäftsbereich Politik des Spitaldachverbands Hplus auf Anfrage nicht seinem unfreiwilligen Abgang äussern. 
Wie Medinside-Recherchen zeigen, wurde Bienlein, der auch im Hplus-Geschäftsleitung sass, am Dienstag vor vollendete Tatsachen gestellt. Er ist bis zum Ablauf seiner Kündigungsfrist freigestellt. Wer Bienlein eine Nachricht auf sein Geschäftsmail schreibt, bekommt deshalb die automatische Antwort: «Vielen Dank für Ihre Mitteilung. Ich habe H+ verlassen.»
image
Martin Bienlein. | zvg
Doch was sind die Hintergründe für die abrupte Kündigung? Schliesslich gilt Bienlein als «kompetent, dossiersicher, loyal und in Spitalwesen und Politik bestens vernetzt», wie es Gesundheitsökonom Heinz Locher auf Anfrage ausdrückt. Er habe eine «sehr hohe Meinung von Bienlein», sagt Locher

«Merkwürdiges Vorgehen»

Dass Bienleins Abgang zwar den Verbandsmitgliedern, nicht aber der Öffentlichkeit mitgeteilt worden ist, findet Locher «merkwürdig». Das hinterlasse einen schalen Nachgeschmack. Schliesslich sei Bienlein für den Verband auch gegen Aussen eine zentrale Figur gewesen.
Bienlein ging im Bundeshaus ein und aus. Als Spitallobbyist hatte er mit einem Badge Zutritt zur Wandelhalle. Verschafft hat ihm dieser Zugang die Basler SP-Politikerin Silvia Schenker. 
Auch Bienlein selbst ist in der SP aktiv. Hplus-Sprecherin Dorit Djelid verneint auf Anfrage, dass man bei Hplus Anstoss an Bienleins  parteipolitischen Aktivitäten genommen habe. Ebenfalls keinen Zusammenhang gebe es zwischen der Entlassung und der Strategie bei den Verhandlungen über einen Tarmed-Nachfolgetarif. Aus diesen Verhandlungen stieg Hplus im Spätherbst aus. 

Hire-and-Fire-Mentalität?

Doch was ist dann der Grund für die überraschende Entlassung? Mehrere Quellen sagen gegenüber von Medinside, dass der Wechsel an der Spitze der Hplus-Direktion am Anfang von Bienleins Entlassung stand. Die ehemalige FMH-Generalsekretärin Anne-Geneviève Bütikofer hat das Amt am 1. Oktober übernommen. 
Djelid bestätigt, dass Bütikofer den Entscheid gefällt hat. Das Präsidium trage den Entscheid mit.  Als Grund nennt sie «unterschiedlichen Auffassungen über die Ausrichtung und die Organisation der Geschäftsstelle» - eine Floskel, die in solchen Momenten oft verwendet wird - aber wenig aussagt. Quellen sagen, dass Bienlein die Sache anders sieht - er selbst will sich nicht dazu aber nicht äussern.
Ein Insider nennt die Vorgänge bei Hplus gegenüber Medinside befremdlich. Die Quelle sagt, sie fürchte sich davor, dass beim Spitalverband eine neue «Hire-und-Fire»-Mentalität etabliert werden könnte. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

So wird KI fit für die klinische Routine

Vivantes integriert mit clinalytix KI in die täglichen Behandlungsprozesse

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Cédric Wermuth macht Spital Zofingen zum Bundes-Thema

Das Spital als «reines Renditeobjekt»? Privatisierung der Grundversorgung? Der Co-Präsident der SP verlangt Antworten vom Bundesrat.

image

Zusatzversicherungen: SVV warnt vor Leistungskürzungen

Bis Ende 2024 dürften drei Viertel der Zusatzversicherungsverträge den neuen Transparenzanforderungen genügen. In der Genferseeregion bleibt der Weg steinig.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.