Im Kanton Freiburg erhalten Pflegespezialisten der Intensivpflege und der Notfallpflege
nach einer Neubewertung ab 1. September jährlich rund 4'400 Franken mehr Lohn – maximal knapp 125'000 Franken Jahresgehalt. Ebenfalls eine Erhöhung hätten sich die Experten der Anästhesiepflege gewünscht. Doch diese gingen leer aus, weil die bisherige Einreihung beibehalten wird.
Die Anästhesie-Fachkräfte des Freiburger Spitals (HFR) fühlen sich gedemütigt ob der differenzierten Gehaltseinstufung. Sie kritisieren den Entscheid als «unfair» und fordern ebenso die Gehaltsklasse 20. Die Anästhesie-Pflegenden halten unter anderem ihr Ausbildungsniveau, ihre Fähigkeiten und Grad der Verantwortung für identisch mit ihren Kollegen auf der Intensivstation und im Notfall.
Die Anästhesie-Spezialisten erinnern daran, dass ohne ihr Engagement die Intensivpflege während der Covid-19-Pandemie nicht funktioniert hätte. Zudem hätten sie die Fähigkeiten, ihre Kollegen in der Intensiv- und Notfallpflege zu ersetzen. Umgekehrt bestehe diese Möglichkeit hingegen nicht.
Spital unterstützt Personal
In einem an die Freiburger Regierung gerichteten Schreiben drohen die rund 60 Betroffenen des Freiburger Spitals nun mit Streik, falls keine Lösung gefunden wird. Dieser soll am Donnerstag, 1. September 2022 stattfinden. Unterstützung erhalten sie vom Verband des Personals öffentlicher Dienste VPOD. Eine Schlichtungssitzung ist nun für Ende August angesetzt.
Die Schweizerische Interessengemeinschaft für Anästhesiepflege zeigt sich in einer Mitteilung «sehr bestürzt» über den Entscheid und befürchtet Auswirkungen auf die Qualität und eine Verschärfung des Fachkräftemangels.
Auch die Geschäftsleitung und das medizinische Personal des Spitals unterstützen die Anästhesie-Experten. «Wir verstehen nicht, warum die Anästhesiepflege nicht gleich behandelt wird», sagt HFR-Sprecherin Catherine Favre der französischsprachigen Tageszeitung
«La Liberté». Diese Unterscheidung erscheine nicht logisch. Das Spital warte auf den Bericht, der diesen Entscheid rechtfertige.
Kanton verweist auf die Logik des Einstufungsmodells
Auf die Frage nach der Unterscheidung zwischen Fachgebieten sagt die Regierung, dass es darum gehe, die für die Funktionsbewertung eingesetzte Methode konsequent anzuwenden und die Logik dieses Systems der Bewertung und Einstufung zu respektieren. Denn ansonsten könnten auch andere Berufe eine Aufwertung beanspruchen, heisst es.