Die Zürcher Gesundheitsdirektion und die psychiatrischen Kliniken haben ein Massnahmenpaket ausgearbeitet. Damit will der Regierungsrat die angespannte stationäre und ambulante Grundversorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sicherstellen. Kinder und Teenager mit einer psychischen Erkrankung sollen rascher behandelt werden können, so das Ziel.
Zur sofortigen Entlastung der aktuell überlasteten Angebote werden zusätzliche stationäre und ambulante Kapazitäten bereitgestellt. Dafür stellt der Regierungsrat laut einer Mitteilung Gelder im Umfang von maximal 7,9 Millionen Franken zur Verfügung. Für die zusätzlichen stationären Leistungen werden 5 Millionen Franken gesprochen; für die ambulanten Massnahmen sind die ungedeckten Kosten knapp 2,9 Millionen Franken.
Starke Zunahme der Suizidversuche
Der auf die Pandemie zurückzuführende zusätzliche Bedarf an psychiatrischer Versorgung könne mit den bestehenden Kapazitäten nicht mehr bewältigt werden, begründet die Regierung diesen Schritt. Auch die letztes Jahr bereits aufgegleisten Massnahmen wie etwa mehr «Hometreatment-Angebote» konnten die Versorgungsengpässe und die Überlastung nicht verhindern.
Corona hat laut Mitteilung die seit einigen Jahren steigende Nachfrage an kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung markant verstärkt. Denn Kinder und Teenager sind gemäss Studien durch die Pandemie getroffenen Massnahmen besonders stark psychisch belastet. Dies zeige sich auch in der Praxis: So gebe es im Kanton eine starke Zunahme von Kindern und Jugendlichen, die im Rahmen von Suizidversuchen auf den Notfallstationen behandelt werden müssten.
Massnahmenpaket:
- Die Modellstation Somosa wird als Spezialklinik vorübergehend stationäre Plätze für «reguläre» jugendpsychiatrische Aufenthalte zur Verfügung stellen.
- Zur bestmöglichen Versorgung von Jugendlichen auf den Erwachsenenstationen wird der Transfer von Fachwissen intensiviert: mit einem temporären Austausch von Pflegefachmitarbeitenden von betroffenen Erwachsenenstationen und Jugendstationen. Zusätzlich wird ein interdisziplinärer Konsiliardienst für erwachsenenpsychiatrische Stationen anderer Kliniken im Kanton Zürich aufgebaut.
- Die Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland kann ein bestehendes Gebäude in eine zusätzliche Jugendstation mit Platz für 16 zusätzliche Patientinnen und Patienten umwandeln. Die Station soll spätestens am 1. November 2021 eröffnet werden.
- Das Kantonsspital Winterthur (KSW) wird voraussichtlich ab 1.Januar 2022 sein bestehendes stationäres Angebot in der Psychosomatik für Kinder und Jugendliche erweitern können.
- Die PUK plant, ein niederschwelliges Kriseninterventionszentrum mit Platz für sechs Jugendliche aufzubauen. Ziel ist es, dieses Mitte 2022 zu eröffnen.
- Zurzeit bestehen im Sozialpädiatrischen Zentrum des KSW sowie in den Ambulatorien für Kinder und Jugendliche der PUK räumliche Kapazitäten, um den Personalbestand umgehend um insgesamt etwa 750 Stellenprozente auszubauen und die Ambulatorien so zu entlasten. Es ist davon auszugehen, dass diese Massnahme bis Ende 2022 auch in weiteren Kliniken umgesetzt werden kann.
- Zusätzlich wird das von der PUK geplante Kriseninterventionszentrum für Jugendliche auch ambulante und tagesklinische Intensivbehandlungen anbieten, damit die niederschwellige Aufnahmefähigkeit gewährleistet werden kann.