Der Kampf um Leistungsaufträge und somit um Patienten wird mit harten Bandagen geführt. Das zeigt sich jüngst im Kanton Aargau. Dort hat das Kantonsspital Baden (KSB) den Kardiologie-Vertrag mit dem KSA einseitig gekündigt. Es ist nicht das erste Mal, dass Verträge zwischen den beiden Spitälern aufgelöst werden.
Hintergrund der Kündigung des Kardiologie-Vertrags zwischen den Aargauer Kantonsspitälern scheint aus Beobachterperspektive
der Wechsel von fünf KSA-Ärzten zu Hirslanden zu sein. Das KSB will in der Kardiologie deshalb künftig neu mit der Hirslanden-Klinik im Aarauer Schachen zusammen arbeiten, so zumindest lautet der Plan.
Was kommt als nächstes?
Es sei wichtig, Kontinuität zu wahren und die Patienten im Kanton Aargau zu behalten, sagte KSB-Sprecher Omar Gisler der «Aargauer Zeitung». Erst vor kurzem hat das Spital aus Baden mitgeteilt, es arbeite künftig bei der Bauchchirurgie mit der Aarauer Hirslanden-Klinik zusammen. Was kommt nun als nächstes, fragen sich Branchenkenner zu Recht.
Das Vorgehen der Privatklinik und dem Kantonsspital Baden wirft auch Fragen auf. Zum Beispiel, ob die in der Kooperation festgelegten Leistungen vom KSA für Baden nicht auch von anderen KSA-Kardiologen erbracht werden könnten? Was wäre, wenn sich die fünf Ärzte in der Zukunft entscheiden würden, zu einem anderen Leistungserbringer zu wechseln – oder sich irgendwann mal selbständig zu machen?
KSA hält am Vertrag fest
«Der Kooperationsvertrag mit dem KSB ist leistungs- und nicht personenbezogen», sagt KSA-Sprecherin Isabelle Wenzinger auf Anfrage dazu. Selbstverständlich könnten die Leistungen für Baden auch von anderen Ärzten vom KSA erbracht werden. Und der betroffene Vertrag mit dem KSB habe eine feste Laufzeit bis Ende 2021.
Das heisst: Die Kardiologie des KSA werde die Leistungen wie vereinbart im KSB weiterhin erbringen. Konkret sind dies Herzkatheter-Untersuchungen und invasive Eingriffe. Die Rekrutierung für die Ende August gekündigten Stellen sei bereits erfolgreich gestartet. Und für die beiden Kardiologen, die im Juni gekündigt haben, konnte bereits eine passende Nachfolge rekrutiert werden, wie Wenzinger weiter sagt.
Kein Ausbau der Kardiologie
Das KSA ist deshalb überzeugt, «fachlich gut qualifizierte Kaderärztinnen und -ärzte» finden zu können und einen «nahtlosen Übergang» zu gewährleisten. Damit sei sichergestellt, was gefordert werde: «Kontinuität und eine qualitativ hochstehende Behandlung durch KSA-Ärzte im gewohnten Setting.»
Die neue Kooperation zwischen dem Kantonsspital Baden und Hirslanden umfasst zudem noch einen weiteren Aspekt, wie sich zeigt: Durch die neue Zusammenarbeit wird in einen weiteren Vertrag eingegriffen, in jenen zwischen dem KSA und der Hirslanden Klinik Aarau. Darin ist laut KSA-Sprecherin Wenzinger festgehalten, dass die Privatklinik ihre kardiologischen Leistungen nicht ausbaut. Im Gegenzug werde das KSA keine Herzchirurgie aufbauen. Das KSA prüfe zurzeit die rechtlichen Fragen, heisst es.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich zwischen dem Kantonsspital und dem nahe gelegenen Aarauer Privatspital ein Vertragsstreit anbahnt. Vor gut einem Jahr entbrannte ein Konflikt um die Herzchirurgie, weil sich das KSA selber um einen Leistungsauftrag in der Herzchirurgie bewerben wollte. Dieser Streit wurde inzwischen beigelegt, die Herzchirurgie bleibt bei Hirslanden.
Aussprache zwischen der Spitze
Am Montag hat der Aargauer Regierungsrat die beiden Verwaltungsratspräsidenten Peter Suter (KSA) und Daniel Heller (KSB) sowie die beiden CEO Robert Rhiner und Adrian Schmitter zur Aussprache eingeladen. Das Fazit des Treffens sei positiv, heisst es wenig aussagend
in einer Mitteilung.Die Versorgung der Aargauer Bevölkerung in der Kardiologie sei in beiden Spitälern lückenlos sichergestellt, steht dort weiter. Zudem sei unbestritten, dass das KSB und das KSA auch in Zukunft in «vielen Bereichen» auf Kooperationen setzen und eng zusammenarbeiten.