Kritik an Paul Vogts privatärztlicher Tätigkeit

Chefärzte können nicht nachvollziehen, warum der interimistische Klinikleiter der Zürcher Herzchirurgie derzeit auch noch bei der Privatklinik Hirslanden operieren darf.

, 20. August 2020 um 05:45
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Der vorläufig als Direktor der Herzchirurgie am Zürcher Universitätsspital (USZ) eingesetzte Paul Vogt darf weiterhin Privatpatienten an der Hirslanden Klinik Im Park operieren. Doch durch das parallele Operieren in einer anderen Klinik nimmt man eine Gefährdung der Patientensicherheit in Kauf, wie die «Weltwoche» in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet. 

Offenbar konnte Vogt nicht erreicht werden

Das Wochenmagazin liefert auch gleich einen Fall, in dem es zu tödlichen Komplikationen kam: Am 22. Juli operierte Paul Vogt in einem mehrstündigen Eingriff einen Patienten am Unispital. Der Chef verliess nach Rücksprache mit seinem Team den OP-Saal am frühen Nachmittag, um in der Privatklinik Hirslanden eine weitere Operation vorzunehmen. Der Patient, ein betagter Mann, lag mit offenen Brustkorb im USZ-Operationssaal. Wenige Stunden später verstarb der Mann. 
Über die genauen Vorgänge gibt es laut «Weltwoche« widersprüchliche Aussagen: Quellen aus dem Herzzentrum berichten, man habe den Chefarzt trotz intensiver Bemühungen während dessen Eingriff bei Hirslanden nicht erreichen können. Vogt widerspricht: «Nein, ich wurde nicht zurückgerufen. Ich ging ohne Aufforderung zurück ins USZ.» Er sei rund um die Uhr erreichbar. Die Nachfrage des Magazins, ob er angesichts seiner Operationen in einer anderen Klinik auch rund um die Uhr verfügbar sei, beantwortet er nicht. Das Unispital schweigt zum Fall, mit Verweis auf Gründe des Persönlichkeits- und Datenschutzes. 

«Jetzt braucht es einen 150-prozentigen Einsatz»

Ob eine permanente Anwesenheit des Herzchirurgen zu einem anderen Resultat geführt hätte, ist unerheblich, wie die «Weltwoche» schreibt. Es sei ein Führungsproblem. Es stehe die Frage im Raum, warum Martin Waser und Gregor Zünd offiziell erlaubten, sich vor Abschluss einer solchen Operation einem anderen Patienten anzunehmen – und dies erst noch in einer anderen Klinik. Und am gleichen Tag. Erfahrene Chefärzte von herzchirurgischen Kliniken können diese Genehmigung der Spitaldirektion nicht nachvollziehen, wie das Wochenmagazin weiter schreibt. «Die Betreuung der im öffentlichen Fokus stehenden USZ-Herzchirurgie braucht jetzt den 150-prozentigen Einsatz ihres Leiters», wird etwa ein Klinikchef zitiert. 
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