Kunstfehler: Staatsanwalt fordert 120 Tagessätze

Im Tessin hatte ein Arzt einer Patientin fälschlicherweise beide Brüste amputiert. Der Fall kommt nun definitiv vors Strafgericht.

, 4. April 2017 um 08:07
image
  • spital
  • kunstfehler
  • tessin
Es war einer der aufsehenerregendsten Kunstfehler der letzten Jahre: Im Sommer 2014 hatte ein Belegarzt der Tessiner Klinik Sant'Anna einer Frau fälschlicherweise beide Brüste amputiert. Offenbar war es zu einer Verwechslung gekommen.
Die Staatsanwaltschaft nahm 2015 Ermittlungen auf, nachdem sich die Patientin selber an die Medien gewandt hatte, und outete dabei auch den Arzt, Piercarlo Rey. Dies erstens wegen der Relevanz seiner beruflichen Funktion; und zweitens, um zu vermeiden, dass falsche Darstellungen kursierten beziehungsweise korrigiert werden müssten.

«E convinto della sua innocenza»

Das Strafverfahren lief seither weiter. Gestern gab nun der Anwalt von Rey bekannt, dass die Staatsanwaltschaft eine Strafe von 120 Tagessätzen sowie eine Busszahlung von 3'000 Franken gefordert hatte.
Man sei zwar grundsätzlich befriedigt, dass der Arzt nur in einem Punkt bestraft werden solle, so die Mitteilung, die unter anderem an den «Corriere de. Ticino» und Radio RSI ging. Aber da er sich grundsätzlich als unschuldig betrachte, werde der Chirurg das Strafmandat nicht akzeptieren – «pur rallegrato dal fatto che la sua eventuale concoIpa sia stata irreversibilmente ridimensionata, è convinto della sua innocenza».
Es gibt also kein abgekürztes Verfahren, sondern der Fall kommt jetzt vor das zuständige Bezirksgericht. 
Laut unbestätigten Medienberichten hatten sich die Patientin und die Klinik Sant'Anna bereits im September auf eine Genugtuungszahlung im Bereich von einer Viertelmillion Franken geeinigt. Fast zeitgleich entschied das Bundesgericht, dass der Chirurg seine Arbeit wieder aufnehmen kann – dies, nachdem ihm das Gesundheitsamt vorerst die Bewilligung entzogen hatte.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Hoch Health Ostschweiz: Die Geschäftsleitung steht

Neben Simon Wildermuth im Amt des CEO übernehmen weitere Geschäftsleitungsmitglieder Interims-Funktionen.

image

So wird KI fit für die klinische Routine

Vivantes integriert mit clinalytix KI in die täglichen Behandlungsprozesse

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.