Üblicherweise sind es die Krankenversicherer, die über vertragslose Zustände mit Spitälern berichten.
Diesmal ist es die Spitalgruppe Hirslanden selber, welche darüber informiert, dass der Krankenversicherer Concordia in der privaten und halbprivaten Abteilung der Andreas Klinik Cham und der Klinik Hirslanden Zürich keine Kostendeckung mehr übernimmt.
Wie Hirslanden erklärt, begründet Concordia seinen Entscheid damit, dass die Preisforderungen der beiden Kliniken nicht gerechtfertigt seien. Doch Hirslanden bezeichnet es als einen Fakt, «dass die zur Verhandlung stehenden Spitaltarife der Andreas Klinik und der Klinik Hirslanden zwischen Concordia und Hirslanden bereits seit rund vier Jahren unverändert Anwendung gefunden haben und damals gemeinsam vertraglich vereinbart wurden.»
Einschränkung in der freien Spitalwahl
«Früher hätten Krankenversicherer für einen warmen Teller anders unterschrieben», sagte einst der CEO einer Krankenkasse hinter vorgehaltener Hand. Doch mittlerweile hat ein neues Regime Einzug gehalten. Krankenversicherer sind nicht mehr bereit, jeden Preis zu schlucken. Unter Umständen werden halt Verträge mit überteuerten Preisen gekündigt und Einschränkungen in der freien Spitalwahl in Kauf genommen, wie Figura zeigt.
Laut Hirslanden beruft sich Concordia auch auf Interventionen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma). Der Krankenversicherer suggeriere, dass die Finma tarifliche Vorgaben gemacht habe. Gemäss Hirslanden treffe das nicht zu. Die Finma hätte die Leistungserbringer lediglich aufgefordert, «ihre Mehrleistungen im Bereich der Zusatzversicherungen transparent darzulegen.» Hirslanden sei dieser Aufforderung vollumfänglich nachgekommen und biete allen Krankenversicherern Finma-konforme Tarifverträge an.
Hier wäre freilich zu präzisieren, dass nicht nur die Finma, sondern auch der Preisüberwacher monierte und die Tarife für Halbprivat- und Privatversicherte als «flächendeckend überhöht» bezeichnete.
Auch Helsana tut sich mit Hirslanden schwer
Concordia ist zudem nicht der einzige Krankenversicherer, der bei den Spitälern der Hirslanden-Gruppe nicht jeden Preis akzeptieren will. Anfang Juni war
hier zu lesen, dass Helsana die Hirslanden Klinik Stephanshorn in St. Gallen auf ihre Liste der Spitäler ohne Kostendeckung gesetzt hat, im Jargon Negativliste genannt.
Daniela Zimmermann-Fehr, die bei Helsana für den Leistungseinkauf zuständig ist, sagte gegenüber Medinside, das Stephanshorn hätte «gute Mehrleistungen», die einen höheren Preis rechtfertigten. Aber nicht ein Preis in jener Höhe, wie er von der Klinik gefordert wird.
Das sagt Hirslanden zu Stephanshorn
Medinside bat damals Hirslanden um eine Stellungnahme, die dann aber erst zwei Tage später, also nach Veröffentlichung des Artikels eintraf. Darin schreibt Hirslanden, man habe eigens ein Transparenz- und Bewertungsmodell entwickelt, um den Preisbildungsmechanismus nachvollziehbar zu gestalten.
Mit einer umfassenden Untersuchung des eigenen Leistungsbereichs hätten die Kliniken, so auch die Hirslanden Klinik Stephanshorn, ihr jeweiliges Mehrleistungsangebot für die Zusatzversicherungen evaluiert. Dies auch unter Berücksichtigung von Markt- und Patientenbefragungen.
Die Tarifierung seitens Hirslanden basiere auf einem Listenpreismodell mit systematischer Rabattierung pro Versicherer unter Einbezug weiterer Einflussfaktoren, wie Mehrleistungsumfang, Fallzahlvolumen oder Regionalität.