ANQ korrigiert Falschaussagen

Im Interview mit Medinside sprach Buchautor Eduard Hauser über Qualität. Im folgenden Beitrag stellen Petra Busch und Regula Heller vom Nationalen Verein für Qualitätsentwicklung ANQ ihre Sicht der Dinge dar.

, 13. November 2018 um 09:30
image
  • trends
  • patienten
  • qualität
  • spital
Im Interview «Zehn Prozent der Operationen sind fehlerhaft» kommt der Interviewte Buchautor Eduard Hauser auch auf die Qualitätsmessung des Nationalen Vereins für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken (ANQ) zu sprechen. 
Laut Petra Busch und Regula Heller vom Verein ANQ macht Hauser dabei «nachweislich drei Falschaussagen». Medinside publiziert die Richtigstellung der Geschäftsleiterin und der Leiterin Akutsomatik:

1. Aussage: «Der ANQ macht Befragungen in der Akutsomatik.»

Richtigstellung ANQ: Der ANQ führt in Zusammenarbeit mit unabhängigen Mess- und Auswertungsinstituten in rund 400 Schweizer Spitälern und Kliniken regelmässig Qualitätsmessungen in der stationären Akutsomatik, Psychiatrie und Rehabilitation durch. Aktuell realisieren wir 16 Messungen in den drei genannten Fachbereichen (Erwachsene und Kinder/Jugendliche). Die Messmethode ist je nach Messthema unterschiedlich; lediglich einige dieser Messungen basieren auf Befragungen.

2. Aussage: «Da werden einfache Fragebogen zur Zufriedenheit des Aufenthalts ausgerichtet auf die Operationsart mehrheitlich digital beantwortet.»

Richtigstellung ANQ: Dr. Eduard Hauser pickt eine einzige Messung aus dem ANQ-Messplan heraus, nämlich die Patientenzufriedenheitsbefragung in der Akutsomatik. Bei dieser Befragung wird weder ausgerichtet auf die Operationsart noch mehrheitlich digital geantwortet. Fakt ist: In die Befragung eingeschlossen sind jeweils alle Patientinnen und Patienten, die während dem Monat September aus einem Spital/einer Klinik austreten. Die ANQ-Zufriedenheitsbefragung konzentriert sich bewusst auf wenige Kernthemen, um landesweite Vergleiche zu ermöglichen. Spitälern und Kliniken wird empfohlen, den ANQ-Kurzfragebogen mit einem spitaleigenen, detaillierteren zu koppeln. Die Fragethemen sind: Behandlungsqualität, Information/Kommunikation, Medikation, Austrittsmanagement, Aufenthaltsdauer.

3. Aussage: «Meine Fragen gehen hin zur Repräsentativität, zur Gültigkeit und Verlässlichkeit der Antworten. Es ist damit zu rechnen, dass die Befragten sozial erwünschte Antworten geben.»

Richtigstellung ANQ: Die Fragebogen werden den ausgetretenen Patientinnen und Patienten bei dieser Befragung per Post zugeschickt. Der ANQ beauftragt übrigens bei all seinen Messungen unabhängige Institute mit der Aufbereitung und Auswertung der erhobenen Daten. Vielfach handelt es sich um Institute von Universitäten oder Hochschulen. Alle erhobenen Daten (Antworten) werden gemäss Datenschutz streng vertraulich behandelt. Bei den Antworten respektive Messergebnissen kann weder auf die Person (also die Befragten) noch auf deren Krankheit oder Unfall geschlossen werden. Hinsichtlich Repräsentativität veröffentlicht der ANQ nur die Ergebnisse von Messungen, die wissenschaftlichen Anforderungen genügen.
Der ANQ ist konstruktiver Kritik gegenüber grundsätzlich offen. Sie sollte jedoch auf echten Fakten und nicht auf falschen Tatsachenbehauptungen beruhen. Wir empfehlen Dr. Eduard Hauser das Studium unseres Webportals, auf dem jede einzelne ANQ-Messung/jeder einzelne ANQ-Qualitätsindikator im Detail beschrieben ist.
Dr. Petra Busch, Geschäftsleiterin ANQ
Regula Heller, Leiterin Akutsomatik, Stv. Geschäftsleiterin ANQ
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.