«Swiss Health wurde falsch aufgegleist»

Beat Huber von der Zürcher Privatklinik Pyramide am See erklärt, weshalb er nicht Mitglied von Swiss Health werden wollte. Und warum viele seiner Patienten russisch sprechen.

, 9. Februar 2017 um 05:00
image
  • spital
  • klinik pyramide
  • swiss health
  • gesundheitstourismus
Herr Huber, die Luxusklinik Pyramide am See hat einen Ausländeranteil von bloss 5 Prozent. Ich hätte mehr erwartet.
Zuerst einmal: Wir betrachten unser Spital nicht als Luxusklinik. Wir sprechen von einer erstklassigen Privatklinik. Wir haben seit Eröffnung der Klinik vor bald 25 Jahren einen stabilen Anteil an ausländischen Patienten.
Woher stammen sie mehrheitlich?
Früher waren es mehr Personen aus den Nachbarländern, heute stammen sie aus dem arabischen Raum oder aus Russland, zunehmend auch aus Asien. Mit einem Anteil von 5 Prozent sind wir durchaus zufrieden. Es dürften auch 10 Prozent sein, aber am Ende muss der Patienten-Mix passen. Ein zu grosser Ausländeranteil ist für eine kleine Privatklinik mit lokaler Verankerung nicht nur positiv.
Warum?
Rund 70 Prozent der Patienten stammen aus dem Kanton Zürich. Ein arabischer VIP, der einen ganzen Stock beanspruchen möchte, wäre für uns nicht der Richtige. Unsere Kapazitäten sind limitiert.
Eigentlich wäre es Aufgabe von Swiss Health, im Ausland den Gesundheitstourismus zu fördern. Doch das Projekt ist gescheitert.
Das ist schade. Ich war froh, als Schweiz Tourismus und die damalige Osec den Willen bekundeten, den Gesundheitstourismus im Ausland zu fördern. 
Das Schweizer Gesundheitswesen hat mit seiner hohen Qualität einen Wettbewerbsvorteil. Aber es ist schwierig, das Gesundheitswesen zielführend so zu vermarkten, dass alle Akteure zufrieden sind.
Warum ist Pyramide am See nie Mitglied von Swiss Health geworden?
Das Projekt wurde meines Erachtens falsch aufgegleist. Der Verein, seine Ausrichtung und sein Zweck waren nicht ausgewogen. Es herrschte immer ein Ungleichgewicht zwischen den staatlichen Häusern, den grossen Klinikgruppen und den privaten Spitälern. Als kleine Klinik hätten wir viel zu wenig Bedeutung gehabt.
Aber den gleichen Mitgliederbeitrag bezahlt?
Ja. Gleichzeitig hätten wir mit unseren 33 Betten den gleichen Mitgliederbetrag von 25‘000 Franken bezahlen müssen wie das USZ mit ihren 44 Kliniken.
Lag es nur am Mitgliederbeitrag? Heute beträgt er nur noch 5'000 Franken.
Nein, natürlich nicht, aber es fehlte ein klares Konzept mit Mitspracherecht und Transparenz. Swiss Health wollte sich nicht als Akquisitionsplattform für ausländische Patienten sehen, aber in Tat und Wahrheit war es nichts anderes. Fragen zum Handling im Alltag blieben unbeantwortet. Wer bekommt die durch Swiss Health angeworbenen Patienten? Nach welchen Prinzipien wird verteilt?
Wie vermarkten Sie Ihre Privatklinik im Ausland?
Früher gingen wir oder unsere Ärzte ins Ausland, um sich vor Ort ein Netzwerk aufbauen zu können. Inzwischen konzentrieren sich unsere Bemühungen vor allem auf Vermittler im In- und Ausland. Wichtig ist auch eine Online-Präsenz in den jeweiligen Zielmärkten.
Zielmärkten?
Vor allem in den Nachbarländern und dort insbesondere in Deutschland und Italien. Wir arbeiten heute auch vermehrt mit medizinischen Partnern in der Schweiz zusammen, welche bereits über ein grosses ausländisches Patientengut verfügen. Man weist sich gegenseitig zu.
Auf der Website von Pyramide kann man zwischen drei Sprachen wählen: Deutsch, Englisch, Russisch. Russland scheint besonders wichtig zu sein.
Ja, Russland ist ein wichtiger und interessanter Markt für uns, vor allem für die plastisch-wiederherstellende und die ästhetische Chirurgie. Wir hatten eine Zeit lang eine Kooperation mit einer exklusiven russischen Privatklinik in Moskau. Neben der Vermittlung von Patienten ging es auch um Synergien und Know-how-Transfer.
Keine Inseratenwerbung im Ausland?
Nein, klassische Werbung bringt sowieso nichts. Wenn, dann Online-Werbung in den jeweils passenden Suchmaschinen oder Portalen.
    Artikel teilen

    Loading

    Comment

    Mehr zum Thema

    image

    Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

    Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

    image

    Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

    Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

    image

    Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

    Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

    image

    Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

    Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

    image

    Spital Thusis: Zwischen Status Quo und Leistungsabbau

    Soll das Spital Thusis in der heutigen Form erhalten bleiben – oder sich auf Kernbereiche beschränken? Dies die vorliegenden Szenarien. Ein Entscheid soll bis Mai 2025 fallen.

    image
    Die Schlagzeile des Monats

    Spitäler: Entweder Teuerungsausgleich oder Steuergelder

    In unserer Video-Kolumne befragen wir Branchenprofis zu aktuellen Fragen. Diesmal: Daniel Heller, Verwaltungsratspräsident des Kantonsspitals Baden und der Klinik Barmelweid.

    Vom gleichen Autor

    image

    «Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

    SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

    image

    Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

    Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?

    image

    So funktioniert die Sterbehilfe in Europa

    In mehreren Ländern Europas ist die Sterbehilfe entkriminalisiert worden. Ein Überblick.