Swiss Medical Network will die Générale Beaulieu Holding SA übernehmen und damit die Clinique Générale-Beaulieu in Genf ins eigene Privatkliniken-Netz integrieren. Eine entsprechende Vereinbarung haben die Verwaltungsräte der beiden Unternehmen am Dienstag unterzeichnet.
Ziel des Deals sei es, «die Position der Clinique Générale-Beaulieu als führende Privatklinik in Genf weiter zu stärken und damit die künftige Entwicklung des Unternehmens zum Wohle der Patienten, Mitarbeitenden und Ärzte zu sichern», schreiben die beiden Gesundheits-Unternehmen
in einer Mitteilung.
5'700 stationäre Patienten pro Jahr
Konkret heisst dies, dass SMN allen Aktionären der Générale Beaulieu Holding ein Angebot für ihre Namenaktien unterbreiten wird. Der Preis: 25'000 Franken pro Stück. Damit wird die Genfer Privatklinik zu 187,5 Millionen Franken bewertet.
Die Clinique Générale-Beaulieu, gegründet 1899, ist ein Privatspital mit den Spezialgebieten Orthopädie, allgemeine Chirurgie, Urologie, Gynäkologie und Maternité. Die Klinik verfügt über ein Radiologie-Zentrum, ein Institut für Nuklearmedizin sowie ein Zentrum für Physiotherapie und Rehabilitation. Jährlich werden dort rund 5'700 Krankenhausaufenthalte gezählt. Das Unternehmen beschäftigt rund 400 Mitarbeitende und arbeitet mit rund 600 Belegärzten zusammen.
1983 erbaut: Hauptgebäude der Clinique Générale-Beaulieu (PD)
Bei der Bewertung spielte allerdings ein gewichtiger Faktor hinein: Die Genfer Holding ist im Besitz von privilegierten Liegenschaften im Wohnquartier Champel, umgeben von natürlichen Grünflächen. Das Spital-Hauptgebäude wurde 1983 erbaut und weist eine Gesamtfläche von 18'000 Quadratmetern auf. Auf dem Gelände der Clinique befinden sich zudem rund 70 Arztpraxen.
Die Verhandlungen waren bereits gescheitert
Die Ankündigung kommt überraschend. Denn bekannt war, dass SMN und die Spitze von Générale-Beaulieu bereits im Herbst 2015 über solch eine Integration verhandelt hatten. Ende Januar teilte dann aber der GB-Verwaltungsrat
via Aktionärsbrief mit, dass die Gespräche beendet seien: Man wolle eigenständig bleiben. Und man sei überzeugt, dass die Klinik über eine exzellente Reputation verfüge, hervorragendes Personal habe und die heute gewünschten medizinischen Dienstleistungen anbiete.
Allerdings musste das Klinikunternehmen kurz darauf
rote Zahlen vermelden: Bei einem etwas höheren Umsatz von 92 Millionen ergab sich im Geschäftsjahr 2015 ein Verlust von 3,1 Millionen Franken. Das Minus erklärte die Geschäftsleitung allerdings stark mit Sonderfaktoren, beispielsweise ungünstigen Leasing-Verträgen oder den Investitionen in ein Anti-Aging-Zentrum, das dann wieder aufgegeben werden musste.
Ohne Anlehnung ging es nicht mehr
Fürs laufende Jahr 2016 erwarte man bei etwa gleich hohen Umsätzen wieder einen Gewinn von etwa 4 Millionen Franken, hiess es damals. Allerdings stellte der Verwaltungsrat an der Generalversammlung Ende Juni fest, dass ein vollständiger Alleingang «angesichts des schwierigen Marktumfelds» nicht mehr möglich sei.
Générale-Beaulieu suchte nach Kooperationen mit anderen Privatkliniken – wobei insbesondere ein Zusammenschluss mit der Genfer Klinik Grangettes im Zentrum der Pläne schien.
Und jetzt doch Swiss Medical Network. Die zweitgrösste Privatspitalgruppe im Land wird damit 16 Privatspitäler betreiben, insgesamt 3'150 Mitarbeiter beschäftigen und 1'850 Belegärzte akkreditiert haben. Die zum börsenkotierten Aevis-Victoria-Konzern gehörende Kette ist in der Deutschschweiz wie im Tessin wie in der Romandie präsent. Und heute schon gehört in Genf das Centre Médico-Chirurgical des Eaux-Vives sowie das Centre d'Oncologie des Eaux-Vives dazu.
Zum Vergleich: Hirslanden, die Nummer 1 unter den Klinik-Gruppen, hat in der Schweiz 16 Kliniken in 11 Kantonen, beschäftigt 8'750 Mitarbeitende und gut 2'000 Belegärzte beziehungsweise angestellte Ärzte.
Dass Swiss Medical Network – bis vor kurzem bekannt unterm Namen Genolier – mehr Wachstum anstrebt, war dabei kein Geheimnis: Verwaltungsrats-Präsident Raymond Loretan machte mehrfach deutlich, dass seine Klinikgruppe «eine kritische Masse erreichen» will, wobei er eine Zahl von 20 bis 25 Privatkliniken nannte. Denn erst als grössere Klinik-Gruppe könne man ein ernsthafter Player werden in der nationalen Gesundheitsorganisation, argumentierte Loretan: «Wir wollen ein wichtiger Gegenspieler der öffentlichen Spitäler werden.» (mehr dazu
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Générale-Beaulieu «weiter stärken»
Dass aber die nächste Übernahme in der Romandie erfolgt, wo SMN ohnehin schon stark vertreten ist, mag erstaunen: Experten hatten eher erwartet, dass die Klinikgruppe ihre Position vor allem in der Deutschschweiz ausbauen wolle. Gut möglich also, dass sich die Lage von Générale-Beaulieu als Gelegenheit entpuppte, welche die Aevis-Victoria-Spitze nicht vorübergehen lassen konnte.
Man wolle die «Clinique Générale-Beaulieu als unabhängiges und im lokalen Gesundheitsmarkt verankertes Unternehmen weiter stärken», teilten die Unternehmen am Dienstag abend mit.
Deshalb werde «Swiss Medical Network eng mit den Mitarbeitenden und Belegärzten des Spitals zusammenarbeiten, so wie es dies mit den anderen Privatspitälern der Gruppe gemacht hat. Gleichzeitig erlaubt diese Zusammenarbeit dem Spital, von den Stärken und Strukturen einer nationalen Gruppe zu profitieren.»