Nichts da mit Partnerschaft? Letzte Woche beschrieb die «Basler Zeitung» das Spital-Verhältnis von Basel-Stadt und Baselland als ziemlich angeschlagen. Unter dem Titel
«Die geheime Spital-Agenda des Thomas Weber» meldete die Zeitung, dass es nicht sehr weit her sei mit dem Teamwork der Fusionspartner von Kantonsspital Baselland und USB: «Recherchen der BaZ zeigen, dass das KSBL mit Rückendeckung von Gesundheitsdirektor Thomas Weber (SVP) die geplante Fusion mit dem Basler Universitätsspital untergräbt». (Siehe auch
hier)
Jetzt schreiben die Betroffenen zurück: In der heutigen BaZ-Ausgabe veröffentlichen Jürg Aebi und Werner Kübler eine Replik. «Wenn die journalistische Freiheit die Grenze zwischen tatsachenbasierter Berichterstattung und der Unwahrheit überschreitet, scheint eine Reaktion doch angebracht», schreiben der CEO des KSBL und der Direktor des Universitätsspitals Basel im gemeinsam unterzeichneten Beitrag.
Teil des allgemeinen Trends
Bekanntlich geht es um das geplante Ambulatorium im Bahnhof von Liestal. Laut der Darstellung der BaZ sei dieses «Geheimprojekt» vom KSBL ohne Wissen der Stadtbasler vorangetrieben worden, und es stehe im Widerspruch zu den Fusionsplänen. Aebi und Kübler zitieren nun aber genüsslich aus dem
Grundlagenbericht der Spitalgruppe, wo steht: «Permanencen an weiteren Standorten vorgesehen (genaue Standorte sind noch zu evaluieren)».
Mit seiner Idee, sich im Bahnhofsgebäude Liestal einzumieten, folge das KSBL dem allgemeinen Trend einer gesteigerten Nachfrage nach ambulanten Leistungen.
Das Universitätsspital habe andererseits eine entsprechende Anfrage eines Projektentwicklers im Sommer 2016 abgesagt – mit der Begründung, dass im Hinblick auf die Spitalgruppe das KSBL für ein solches Projekt den Lead haben müsse.
Mengenausweitung unwahrscheinlich
«Mit der Unterzeichnung der Absichtserklärung mit den SBB startet das Kantonsspital Baselland ein mehrjähriges Entwicklungsprojekt, das selbstverständlich Teil der Planung der gemeinsamen Spitalgruppe ist», schreiben die beiden Spitaldirektoren weiter.
«Geplant ist eine Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten, Therapeuten und Partnern (Ärztegesellschaft BL), weshalb auch nicht von einer Mengenausweitung gesprochen werden kann. Für ein Spital bietet sich mit Permanencen zudem die Gelegenheit, die Notfallstationen von nicht lebensbedrohlich gefährdeten Patientinnen und Patienten frei zu halten.»
Spitäler setzen auf ambulante Versorgungsmodelle:
Beispiele eines Trends
- Das Kantonsspital Baselland unterzeichnet im Januar 2017 eine Absichtserklärung mit den SBB: Im Bahnhof Liestal soll ein Gesundheitszentrum eingerichtet werden
- Die Hirslanden-Gruppe will im Herbst 2017 nahe der Andreasklinik in Cham auch ein Ärztehaus eröffnen. Hirslanden eröffnete in den letzten Jahren mehrere Praxiszentren, weitere sind geplant. Die jüngste Eröffnung erfolgte im Januar 2016 in Düdingen.
- Die Spital STS AG wird im Frühjahr 2017 am Bahnhofplatz Thun ein Praxiszentrum mit einer Walk-in-Praxis sowie einer spezialärztlichen Praxis für Gastroenterologie eröffnen.
- Das Luzerner Kantonsspital plant im Süden der Stadt ein Gesundheitszentrum auf einer Fläche von rund 1'000 Quadratmetern.
- Das Universitätsspital Zürich plant in der Überbauung «The Circle» am Flughafen eine Notfallstation und Ambulatorien auf rund 10'000 Quadratmetern.
- Swiss Medical Network beteiligt sich im Januar 2016 mit 40 Prozent am Telemedizin-Unternehmen Medgate, das auch Ärztezentren betreibt.
- Das Kantonsspital Baselland übernimmt im April 2016 die Praxis «Urologie Kirschgarten» in Basel.
- Das Kantonsspital Winterthur plant ein Fachärztezentrum in Wallisellen, direkt beim Einkaufszentrum Glatt.
- Das Spital Bülach übernimmt im Juni 2016 das Airport Medical Center im Zürcher Flughafen.
- Die Lindenhof-Gruppe übernimmt oder plant bislang Ärztezentren in Laupen, Gurmels, Mühleberg und Schliern.
- Das Kantonsspital Baden eröffnet im Juni 2016 eine Tagesklinik mit verschiedenen medizinischen Spezialitäten, die zuvor nur in Aarau angeboten worden waren.
- Das Spital Zollikerberg eröffnete im Oktober 2015 eine Frauen-Permanence beim Bahnhof Stadelhofen in Zürich.
- Die Spital Thurgau AG übernimmt 2013 eine Hausarztpraxis in Stein am Rhein.