Verwaltungsrat im Spital und in der Krankenkasse: Geht das?

In Appenzell Ausserrhoden ist die Spitze des Spitalverbunds unter heftigem politischen Druck. Also werden auch die Mandate dort zum Thema.

, 10. Februar 2017 um 09:40
image
  • spital
  • versicherer
  • spitalverbund appenzell ausserrhoden
In der Ostschweiz steht ein Verwaltungsrat bekanntlich besonders in der Kritik: Es ist jener des Ausserrhoder Spitalverbundes SVAR, dem im Konflikt um das Spital Heiden gern allerlei Unterlassungen vorgeworfen werden.
Einen Aspekt stellt heute das «St. Galler Tagblatt» ins Zentrum: nämlich dass sowohl SVAR-Präsidentin Christiane Roth als auch Vizepräsident Hans-Jürg Bernet zugleich in Verwaltungsräten von Krankenkassen sitzen.
Konkret: Christiane Roth ist seit neun Jahren Verwaltungsrätin der Helsana-Gruppe, Hans-Jürg Bernet seit 2010 Verwaltungsrat der Swica.

Aufheulen bis nach Grönland

Darf man das? Das «St. Galler Tagblatt» fragt nun nach – denn immerhin vertreten die beiden Seiten massiv unterschiedliche Interessen, man denke nur an den Kampf um die Baserates. Und so wird auch ein Gesundheitsökonom anonym zitiert mit dem Satz: «Im Banking würde die Finma aufheulen, dass man es noch in Grönland hören würde.»
Die angegriffenen Verwaltungsräte teilen über den Kommunikationschef des Spitalverbundes mit: «Die Mandate schärfen den Blick für den jeweils anderen wichtigen Player im Gesundheitsmarkt. Sie ergänzen sich diesbezüglich.» Aufgabe des Verwaltungsrats sei die strategische Führung; operative Geschäfte – wie Verhandlungen mit Versicherern – seien nicht seine Aufgabe.

Ausstandsregelung

Ferner trete Christiane Roth bei der Genehmigung des Tarifvertrags mit der Einkaufsgemeinschaft HKS (Helsana, Sanitas, KPT) in den Ausstand; das sei auch in den Protokollen des Verwaltungsrats vermerkt.
Und generell gelte: «Die Mitglieder des Verwaltungsrats des Spitalverbundes treten bei einem Geschäft, bei welchem sie allenfalls befangen sein könnten, in den Ausstand.»
Appenzells Gesundheitsdirektor Matthias Weishaupt wiederum betont, allfällige Interessenkonflikte seien im Vorfeld der Wahl der Verwaltungsräte «diskutiert und transparent gemacht» worden. Für Weishaupt ist klar: «Die Vorteile, dass im Verwaltungsrat des Spitalverbundes Know-how aus dem Krankenversicherungswesen vorhanden ist, überwiegen.»
Solche Doppelrollen seien im übrigen auch nichts Aussergewöhnliches. Tatsächlich nennt Willy Oggier, der bekannte Gesundheitsökonom, im «Tagblatt» weitere Fälle:
  • Robert E. Leu ist Verwaltungsrat der Visana und war teils parallel auch Verwaltungsrat der Hirslanden-Gruppe.
  • Helsana-Präsident Thomas D. Szucs sitzt auch im Spitalrat des Kantonsspitals Uri.
  • Felix Gutzwiller hatte dem Verwaltungsrat der Hirslanden-Gruppe angehört, aber auch dem strategischen Organ von Sanitas.
  • Alice Scherrer sitzt im Verwaltungsrat der Psychiatrie Baselland und der Concordia-Krankenversicherung.
  • Und erwähnt sei auch Ruth Humbel, die im Verwaltungsrat der Concordia, aber auch der RehaClinic-Gruppe sowie der Klinik Villa im Park ist.
Dass es bei diesen Doppelmandaten zu Konflikten gekommen sei, sei ihm nicht bekannt, sagte Willy Oggier im «St. Galler Tagblatt». Und weiter: «Wir haben in der Schweiz schlicht zu wenig geeignete Leute, um hier strikte Trennungen vornehmen zu können.» 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Hoch Health Ostschweiz: Die Geschäftsleitung steht

Neben Simon Wildermuth im Amt des CEO übernehmen weitere Geschäftsleitungsmitglieder Interims-Funktionen.

image

So wird KI fit für die klinische Routine

Vivantes integriert mit clinalytix KI in die täglichen Behandlungsprozesse

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.