Zur Behandlung ins Ausland: Nein, lieber nicht

Medizintourismus andersrum? Die Schweizerinnen und Schweizer sind gegenüber günstigen Behandlungen im Ausland sehr skeptisch.

, 2. September 2016 um 05:00
image
  • praxis
  • zahnärzte
  • gesundheitstourismus
Wer im öffentlichen Verkehr reist oder auch im Internet surft, kennt diese Plakate oder Banner, die zum Zahnarztbesuch nach Konstanz oder zum Augenlasern ans Schwarze Meer einladen. 
Fragt sich nur, wie beliebt dieser Medizintourismus der anderen Art ist – und dieser Frage ging jetzt das Institut gfs Zürich nach, im Auftrag von «Reader’s Digest».
In der repräsentativen Umfrage kam heraus, dass mehr als die Hälfte der Befragten medizinische Behandlungen im Ausland rundweg ablehnen: 55 Prozent sagten Nein, wobei die Deutschschweizer deutlich kritischer waren (58 Prozent). Derweil konnte sich in der Romandie sogar eine kleine Mehrheit von 53 Prozent für eine Auslandstherapie erwärmen. 

Nur 4 Prozent gingen schon ins Ausland

Nur 4 Prozent der Schweizer, so ein weiteres Ergebnis, haben schon mal freiwillig einen Eingriff jenseits der Grenzen vornehmen lassen.
Besonders gross ist das Misstrauen bei über 65-Jährigen (72 Prozent Ablehnung), während die jungen Befragten bis 39 Jahre sich mehrheitlich eine Kur-Reise vorstellen könnten (44 Prozent Nein).

Wer Geld hat, ginge eher

Als Hauptgrund für einen möglichen Auslands-Eingriff wurden zuerst die Kosten genannt, (80 Prozent), deutlich vor den «Empfehlungen durch Freunde oder Familie» (34 Prozent). Interessanterweise waren aber die Befragten mit dem höchsten Monatslohn relativ offen für die Möglichkeit, eine ausländische Klinik aufzusuchen (nur 39 Prozent Ablehnung).
Insgesamt 22 Prozent nannten eine Zahn- oder Kieferbehandlung als Eingriff, für den sie eine Auslandsreise in Betracht ziehen könnten. Für 9 Prozent käme eine Laserkorrektur der Augen in Frage.
Die Zahlen spiegeln gewiss ein hohes Vertrauen ins Schweizer Gesundheitswesen. «Reader's Digest» zitiert dazu Margrit Kessler von der Stiftung Patientenschutz: «Die Konsumentinnen und Konsumenten wissen um die gute Qualität der medizinischen Versorgung in unserem Land.»

  • Zum Beitrag von «Reader's Digest»

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Plädoyer für die Teilzeit-Krankschreibung

Es sei überholt, dass man nur ganz krank oder gar nicht krank sein kann, findet der oberste Arzt Deutschlands.

image

Ambulante Pauschalen: Chirurgen verlangen mehr Mitsprache

Die FMCH kritisiert, dass der Input der Spezialärzte in der OAAT zuwenig beachtet wurde. Und sie bietet an, bei der Überarbeitung der Pauschalen stärker mitzuwirken.

image

Schon vorbei? Britische Ärzte wollen keine Physician Associates mehr

Die führenden Medizinerverbände der Insel fordern, dass der Einsatz von Klinischen Fachspezialisten in den Praxen gestoppt wird.

image

Swiss Medi Kids in Existenznot – Modell mit Swica und CSS

Das Bundesgerichts-Urteil zu den Notfallpauschalen hat in der Kindermedizin besonders deutliche Folgen.

image

Der Réseau de l'Arc reicht bald bis ins Tessin

Das neue Grundversorgungsmodell benötigt einen Wachstumsschub. Aber die Macher haben ein aktuelles Argument – die Krankenkassenprämien.

image

Nidwalden: Praxisassistenz für die Pädiatrie

Assistenzärzte des Luzerner Kantonsspitals erhalten die Möglichkeit zu sechsmonatigen Einsätzen im Nachbarkanton.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.