Spitäler jammern – statt gesund zu schrumpfen

Im «Blick» steht, was im Schweizer Spitalwesen nun nötig ist: Keine höheren Tarife, sondern ein Ende des Wettrüstens der Spitäler.

, 3. Januar 2024 um 09:13
image
Gesund schrumpfen: So könnte das Rezept für die finanziell kränkelnden Spitäler lauten. | Symbolbild: Playmobil
«Das Gesundheitssystem droht gegen eine Wand zu rasen», titelt der «Blick» heute und macht daraus ein Schwerpunktthema: Das Schweizer Spitalwesen liege finanziell auf der Intensivstation. Anne-Geneviève Bütikofer, Direktorin des Spitalverbands Hplus, beklagt, was seit Jahren beklagt wird: «Die aktuellen Tarif sind nicht kostendeckend.»

Wer will schon höhere Tarife?

Doch höhere Tarife sind kein gutes Rezept gegen die finanziellen Schwierigkeiten der Spitäler. Höhere Spitalrechnungen würden die Krankenkassen-Prämien noch mehr steigen lassen – ein kaum durchsetzbares Szenario.
Der Gesundheitsökonom Tobias Müller von der Berner Fachhochschule BFH nennt denn auch das wahre Problem der Schweizer Spitäler: Sie haben in den letzten Jahren sehr viel investiert, manche zu viel.

Ein Wettrüsten der Kliniken

Kein Spital wolle gegenüber der Konkurrenz abfallen, das führe zum Beispiel dazu, dass die Dichte an Röntgengeräten in der Schweiz so hoch sei wie nirgends auf der Welt.
Die richtige Therapie für die Spitäler wäre also eine Diät – so wie dies Stephanie Hackethal, Direktorin des Spitals Glarus, in einem Beitrag auf Medinside verschreibt: «Wir müssen lernen, zu schrumpfen», kommt sie, ohne etwas schönzureden, zum Schluss.

«Vorhalteleistungen sind finanzielles Risiko»

Und weiter: «Vorhalteleistungen sind langfristig kein tragfähiges Rezept. Im Gegenteil – sie sind ein Risiko, namentlich ein finanzielles. Nur wer konstant und angemessen eine Leistung rentabel erbringen kann, arbeitet nachhaltig und verlässlich.»
Das Dilemma, in dem die Spitäler stecken, benennt Rolf Gilgen im «Blick». Gilgen war Direktor des Stadtspitals Waid und des Spitals Bülach und leitet derzeit die zwei Hirslanden-Kliniken Stephanshorn und Am Rosenberg.
Der Experte räumt ein, dass der medizinisch-technische Fortschritt die Kosten der Spitäler in die Höhe treibe. Die neuen Geräte sind nicht nur teuer, sondern erkennen auch mehr gesundheitliche Probleme. Was wiederum zu mehr Behandlungen führt.
Aber, so Gilgen, die besseren Diagnosen und Therapien würden auch Kosten sparen. Weil es weniger chronisch-kranke Menschen gebe.
  • spital
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

image

Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

image

Spital Thusis: Zwischen Status Quo und Leistungsabbau

Soll das Spital Thusis in der heutigen Form erhalten bleiben – oder sich auf Kernbereiche beschränken? Dies die vorliegenden Szenarien. Ein Entscheid soll bis Mai 2025 fallen.

Vom gleichen Autor

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Pflegefachleute verschreiben so sachkundig wie Ärzte

Das dürfte das Pflegepersonal freuen: Es stellt laut einer US-Studie genauso kompetent Arzneimittel-Rezepte aus wie Ärzte.

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.