Zusatzversicherung: Steigende Nachfrage nach Flexangeboten

Weniger Menschen lassen sich halbprivat oder privat versichern. Und die meisten Zusatzversicherten leben im Kanton Zürich. Das besagt eine neue Studie für Santésuisse.

, 5. März 2024 um 06:19
image
Ende Januar wurde die Zusatzversichertenabteilung «Insel Premium» am Inselspital Bern eingeweiht. | PD
Gut 20 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben eine Spitalzusatz-Versicherung. Das sind 7 Prozent mehr als noch vor 20 Jahren. Dabei zeigt sich: Während man früher die Wahl hatte zwischen halbprivat und privat, geht der Trend heute verstärkt hin zu sogenannten Flex-Angeboten, die ein situatives Upgrade im Spital erlauben.
Das zeigt eine neue Studie des Beratungsbüros BBS Volkswirtschaftliche Beratung AG im Auftrag des Kassenverbands Santésuisse.
  • BSS Volkswirtschaftliche Beratung: «Bedeutung von Spitalzusatzversicherungen in der Schweiz», Februar 2024. Im Auftrag von Santésuisse.
Als weitere Mehrleistungen schätzen die Versicherten die freie Arztwahl, eine schnellere terminliche Verfügbarkeit oder eine Übernachtung im Spital nach einem ambulanten Eingriff.
image
Anteil der OKP-Versicherten mit Spitalzusatzversicherung  |  Grafik: Aus der zitierten BSS-Studie
Laut einer Mitteilung von Santésuisse fallen erhebliche kantonalen Unterschiede auf. So lebt der höchste Anteil an Menschen mit einer Zusatzversicherung (27 Prozent) im Kanton Zürich. Am wenigsten investiert die Bevölkerung in den Kantonen Bern, Solothurn und Freiburg in Zusatzversicherungen (15 Prozent ).

image

Kritik an Zusatzversicherungen

Spitalzusatzversicherungen stehen aber auch zunehmend in der Kritik. Der Preisüberwacher moniert die Intransparenz der Tarife, die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht bemängelt überhöhte Rechnungen, die Eidgenössische Finanzkontrolle stellt Anreize zur Mengenausweitung fest.
Auf der anderen Seite verweigern Krankenversicherer vermehrt die Kostenübernahme in Kliniken, die ihrer Einschätzung nach zu hohe Spitaltarife haben. So zuletzt die CSS welche die Vergütung von zusatzversicherten Leistungen in manchen Hirslanden-Kliniken nicht mehr übernehmen will.
Die Studienautoren sehen das Potential bei Angeboten, die eine Kooperation von stationären und ambulanten Leistungserbringern sowie Versicherern umfassen. Damit könnten die Qualität sowie die Koordination verbessert und überflüssige Eingriffe vermindert werden. Zudem hätte eine engere Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern und Versicherern auch einen Innovationsschub zur Folge.

Mehr Flexibilität der Finma

Dieser Innovationsschub im Zusatzversicherungsbereich würde allerdings erfordern, dass die Finma ihre Aufsichtstätigkeit flexibler wahrnimmt. Die Regulierungstiefe im Bereich der Krankenversicherung gehe aktuell deutlich zu weit. Im Gegensatz etwa zur Bankenaufsicht reicht sie bis auf die Ebene einzelner Produkte. Dies sei nicht nur hinderlich für innovative Angebote, sondern stelle für neue Bewerber auch eine grosse Hürde für den Markteintritt dar.
«Es ist wichtig, dass neben der stark regulierten obligatorischen Krankenversicherung eine weniger stark regulierte private Zusatzversicherung angeboten werden kann, deren Produkte möglichst frei entwickelt werden können», so die Autoren. Über deren Erfolg würden letztlich allein die Versicherten entscheiden.

  • Santesuisse
  • Krankenkassen
  • zusatzversicherungen
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Asbest: Ein unsichtbares Erbe – auch für die Krankenkassen

Jahrzehnte nach dem Asbest-Verbot steigen die Todesfälle weiter an. Der Bundesrat erläuterte nun, welche Hürden bei der Erkennung von Asbestfolgen bestehen.

image

Krankenkassen erneut vor Gericht abgeblitzt

Die Spitäler Leuggern und Menziken dürfen einen höheren Tarif verrechnen, als die Krankenkassen zahlen wollen.

image

KSGL: Nur noch Ein- und Zweibett-Zimmer

Das Kantonsspital Glarus plant diverse Rochaden: So konzentriert es Bettenstationen, baut bei Akutgeriatrie und Palliative Care aus und verschafft sich neue Mieteinnahmen.

image

So soll der Direktor des neuen Krankenversicherungs-Verbands sein

Ideal wäre ein Ökonomie- oder Jus-Abschluss, denkbar ist auch ein 80-Prozent-Pensum.

image

Santésuisse warnt: Schon eine Milliarde mehr

Die Krankenkassen müssen massiv höhere Rechnungen begleichen. Sie geben vor allem den ambulanten Behandlungen die Schuld.

image

Zusatzversicherungen: Was passiert mit den «exorbitanten» Gewinnen?

Verluste in der Grundversicherung, Gewinne in der Zusatzversicherung: Das ist die Lage der Kassen. Aber eine Verrechnung ist nicht erlaubt.

Vom gleichen Autor

image

Susanne Stallkamp wird neue CEO der NSN Medical

Zugleich wird sie auch Geschäftsführerin der Limmatklinik. Stallkamp war im September überraschend als CEO der Gesundheitsversorgung Oberengadin zurückgetreten.

image

Kispi-Mediziner neu an der Spitze des SPHN

Matthias Baumgartner übernimmt 2025 den Vorsitz des Swiss Personalized Health Network und tritt damit die Nachfolge von Urs Frey an.

image

20 Prozent mehr Organtransplantationen

661 Patienten wurden 2023 für eine Organtransplantation hospitalisiert. Die deutliche Steigerung erklärt sich nicht mit dem Organgesetz.