Viele Spitäler sind finanziell am Limit. Das zeigt die Erhebung von Medinside zur Ebitda-Marge von 29 grossen Schweizer Spitälern (mehr zur Ebitda-Marge und zur Erhebung weiter unten). Das Resultat kommentiert der Gesundheits-Ökonom Heinz Locher mit dem Ausdruck «dramatisch». Er fragt: «Was machen die Spitäler, wenn sie in 10 bis 15 Jahren in einen Neubau investieren müssen? Viele können das gar nicht. Müsste dann der Kanton das Spital retten? Das dürfte nicht sein.»
Quelle: Angaben der Spitäler. Grafik: em
Auch Thurgau, Limmattal, Bülach und Wetzikon sehr gut
Die Tabelle zeigt auch klar: Es gibt trotzdem Spitäler, die gut wirtschaften. An der Spitze liegt das Spital Zollikerberg, gefolgt von den Thurgauer Spitälern. Auch die Spitäler Limmattal, Bülach und Wetzikon gehören zu den Musterschülern. Sie alle erreichen eine Ebitda-Marge von mehr als zehn Prozent.
Viele Spitäler auf Hilfe angewiesen
Mit diesen zehn Prozent Marge sind die Spitäler in der Lage, selber genug Geld zu erwirtschaften, um langfristig ihren Betrieb sicherstellen zu können.
Die Spitäler in der unteren Hälfte der Tabelle hingegen sind in einer kritischen Situation. Sind Investitionen nötig, hätten sie zu wenig Ertrag, um diese tätigen zu können.
«Zu schnell zu viel gewollt»
Ob ein Spital gut dasteht oder nicht, ist kein Zufall. Heinz Locher fällt auf: «Die Spitäler mit hoher Marge haben eine Strategie, die sie auch langfristig verfolgen.» Schlecht ist laut Locher, wenn Spitäler zu schnell zu viel wollen. Als Beispiele dafür nennt er Aarau, das Freiburger Spital, die St. Galler Spitäler, das Spital Wallis und das Spitalnetz Neuenburg.
Schnelle Strategiewechsel, aber auch Unklarheiten in der Unternehmenskultur sind nicht gut fürs finanzielle Ergebnis. Unruhe ortet Locher zum Beispiel bei der Lindenhofgruppe: «Dort gibt es vermutlich einen Konflikt zwischen zwei unterschiedlichen Ärztekulturen als Folge des Zusammenschlusses mit dem Sonnenhofspital.»
Wie macht es Zollikerberg?
Doch lassen wir das Spital mit der besten Marge zu Wort kommen: Wie erreicht man eine Ebitda-Marge von 12,7 Prozent? Die Verantwortlichen erläutern die Gründe nüchtern: Viele Patienten, knapp 27 Prozent Zusatzversicherte und eine Erhöhung der Fallpauschale.
Auffällig ist, dass vor allem Spitäler von mittlerer Grösse mit gut 10'000 Patienten pro Jahr eine gute Marge haben. Ob die Grösse tatsächlich eine Rolle spielt, lässt sich nicht sagen. Aber möglicherweise lässt sich in einem mittelgrossen Spital einfacher eine langfristige Strategie und eine kontinuierliche Unternehmenskultur entwickeln. Und das gehört laut Experte Locher zu den Schlüsselwerten für ein erfolgreiches Geschäft.
So hat Medinside die Daten erhoben
Die Tabelle zeigt die Ebitda-Marge von 29 grossen Schweizer Spitälern. Die Ebitda-Marge ist eine Kennzahl dafür, wie profitabel ein Unternehmen ist. Sie wird auch Umsatzrendite genannt. Eine hohe Umsatzrendite zeigt, dass ein Spital vergleichsweise geringe Kosten hat, um den Betrieb am Laufen zu halten.
Die Aussagekraft der Ebitda-Marge hat aber auch Grenzen: Ein paar wenige Spitäler, etwa Wallis, das Universitätsspital Basel und der Solothurner mieten ihre Liegenschaften und ziehen deshalb bei der Berechnung der Umsatzrendite auch die Mietkosten von den Ausgaben ab.
Die meisten Schweizer Spitäler sind hingegen Eigentümer ihrer Liegenschaften und müssten Neubauten und andere grosse Investitionen aus ihrem Ertrag zahlen. Müssten. Denn oft fliesst trotzdem Geld aus der Kantonskasse, weil sich die Spitäler sonst gar keinen Neubau leisten könnten.
Hirslanden nicht im Vergleich
Generell ist es für die Spitäler derzeit sehr schwierig, finanziell unbeschadet zu bleiben. Selbst die Privatklinik-Gruppe Hirslanden musste 2022 einen kleinen Rückgang ihrer Marge von 15,6 auf 14,7 Prozent feststellen. Da Hirslanden 17 Kliniken mit unterschiedlichen Finanzerträgen betreibt und einer ausländischen Gesellschaft gehört, wurde sie im Vergleich nicht aufgeführt.