Alle reden über die Digitalisierung des Gesundheitswesens, aber keiner hat so recht den Überblick.
Also gilt alles als – irgendwie – wichtig, sobald es um Digitalisierung geht.
Aber das Gefühl sagt auch, dass wir alle sowieso hinterher hinken.
In dieser Situation will eine neue Studie Klarheit schaffen. Sie nahm insgesamt 21 Anwendungen der Healthcare-Digitalisierung – von E-Learning über EPD und Hospital@home bis zur datengestützten Forschung – und suchte nach der Bedeutung und den Chancen.
Dabei stützten sich die Autoren auf die Befragung und Einschätzung von drei verschiedenen Gruppen: erstens Fachleuten (etwa IT-Spezialisten und Juristen), zweitens Patienten, drittens betroffenen Angestellten des Gesundheitswesens.
Eine erste Einsicht: Digital-Health-Lösungen geniessen sowohl bei Patienten wie bei den Healthcare-Profis eine hohe Akzeptanz. Fast alle Anwendungen werden als recht nützlich bis sehr nützlich beurteilt.
Zudem gibt es für viele Digital-Health-Lösungen vergleichsweise geringe Hürden, aber hohe Machbarkeits-Werte: Patienten wie Gesundheitspersonal bewerteten vieles als ähnlich nützlich – woraus die Autoren vom Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie folgern, dass am Ende keine harten Zielkonflikte gelöst werden müssen.
Auf der anderen Seite zeigte die Expertenbefragung bei vielen Lösungen hohe Machbarkeitswerte. «Damit zeigt die Studie auf, dass die Voraussetzungen für die digitale Transformation des Schweizer Gesundheitswesens besser gegeben sind als vermutet», so ein Fazit.
Aus Patientensicht holten fünf Lösungen am meisten Punkte: Robotergestützte chirurgische Eingriffe, telemedizinische Gesundheitsversorgung, elektronische Medikation, telemedizinische Gesundheitsberatung sowie altersspezifische Assistenztechnologie.
Unter den befragten Healthcare-Angestellten wurden robotergestützte chirurgische Eingriffe ebenfalls als besonders bedeutsam eingeschätzt. Hohes Gewicht hat hier zudem (wenig überraschend) die digitale Prozessoptimierung von Managementprozessen. Es folgen die elektronische Medikation, dann datengestützte Therapieinnovationen und die Digitalisierung in der pharmazeutische Forschung sowie Virtual-Reality-Anwendungen in der Ausbildung.
Das heisst umgekehrt: Die digitale Pflegeunterstützung erreicht ein relativ tiefes Ergebnis bei Patienten wie Angestellten. «Eine baldige Automatisierung der Kernpflegeprozesse ist somit nicht zu erwarten», folgert das Autorenteam.