Dass die Notfallpraxis der Ärzte in Sursee per Ende Jahr schiesst, wurde
im September bekannt: Gegründet vor 13 Jahren, liess sich das Projekt einer gemeinsamen Praxis zu Randzeiten nach einem
Bundesgerichtsurteil vom Juni nicht mehr halten. «Ohne sachgerechte Finanzierung kann aber kein Betrieb mit entsprechendem Fachpersonal und Infrastruktur wirtschaftlich und vernünftig ausserhalb der ordentlichen Praxisöffnungszeiten betrieben werden», erklärte die Notfallpraxis Sursee AG ihre Schliessung
(siehe unten).Nun ist bereits früher Schluss: «Der Verwaltungsrat der Notfallpraxis Sursee AG hat entschieden, die Praxis bereits per Freitag, 29. November 2024 zu schliessen»,
schreibt der Kanton Luzern in einer Mitteilung. Gründe für die frühzeitige Schliessung werden darin keine genannt.
Gegenüber der
«Luzerner Zeitung» äussert Geschäftsführer Ueli Zihlmann hingegen deutliche Kritik an den Krankenversicherern. Er macht sie für die Situation verantwortlich und spricht von «schlechter Zahlungsmoral und administrativen Spielchen». In manchen Fällen hätten die Versicherer die Patienten sogar aufgefordert, Rechnungen nicht zu bezahlen, so Zihlmann.
Übergangslösung
Wegen der Schliessung der Notfallpraxis hat das Gesundheits- und Sozialdepartement in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Luzern, der kantonalen Ärztegesellschaft sowie der Hausärzteschaft der Region Sursee nun «mit Hochdruck eine Übergangslösung für die Notfallversorgung erarbeitet», so die Mitteilung.
Teil dieser Lösung seien – neben einer finanziellen Beteiligung des Kantons – auch die Übernahme des Notfallpraxisbetriebs für weniger schwere Beschwerden durch das LUKS Sursee. Dieser werde zusätzlich zur bestehenden und rund um die Uhr geöffneten Notfallstation des LUKS Sursee eingerichtet.
Damit übernimmt das LUKS Sursee grundsätzlich die Aufgabe, die bislang von der Notfallpraxis Sursee AG geleistet worden ist.
Im Rahmen der Übergangslösung können sich die Hausärztinnen für den freiwilligen Präsenzdienst ausserhalb ihrer Praxisöffnungszeiten am Standort Sursee durch das LUKS anstellen lassen. «Der Kanton Luzern unterstützt die Löhne der Hausärzte, die Präsenzdienst leisten, an allen drei LUKS-Standorten finanziell», so die Mitteilung.
400’000 Franken für Hausärzte
Für diese Übergangslösung rechnet der Kanton im nächsten Jahr mit Kosten von rund 400'000 Franken. Die Massnahmen sollen die Hausärzte spürbar entlasten und den Beruf attraktiver machen. Die Übergangslösung startet 2025 und ist zunächst auf ein Jahr begrenzt. Gleichzeitig arbeitet der Kanton an einer langfristigen Strategie zur Sicherung der Notfallversorgung im gesamten Kantonsgebiet.
Hintergrund
Die Notfallpraxis der Hausärzte in Sursee wurde vor 13 Jahren gegründet: Angesiedelt im örtlichen Spital, offerierte sie eine Walk-in-Versorgung von Montag bis Freitag nach 18 Uhr sowie am Wochenende zwischen 9 und 21 Uhr.
Laut einem neuen Bundesgerichtsurteil aber dürfen Permanencen nicht automatisch jenseits der allgemeinen Bürozeiten höhere Sätze verlangen. Die Dringlichkeits-Inkonvenienz-Pauschale sei für Fälle geschaffen worden, bei denen ein Hausarzt ausserhalb seiner Praxiszeit einen kurzfristigen Sondereinsatz leisten muss, befand das oberste Gericht. Aber nicht für Unternehmen, die so etwas quasi standardmässig anbieten.
«Ohne sachgerechte Finanzierung…»
Das Urteil machte obendrein auch den Weg frei, dass die Krankenkassen zu viel bezogene Pauschalen der letzten Jahre zurückfordern können.
Die Notfallpraxis in Sursee verrechnete zuvor für sämtliche Behandlungen die Zuschläge – durchschnittlich 85 Franken. Mehrere Krankenkassen forderten nun die Kosten für die Inkonvenienz-Zuschläge zurück.
13 Medizinischen Praxisassistentinnen sowie 43 Ärztinnen und Ärzten wurde im September gekündigt.