Insel Gruppe zahlt Holger Baumann 600'000 Franken fürs Nichtstun

Holger Baumann kassierte im vergangenen Jahr über 600'000 Franken von der Insel Gruppe. Der frühere CEO war aber bereits ab Januar 2018 von der aktiven Arbeitspflicht beim Berner Spitalunternehmen entbunden.

, 5. März 2019 um 12:00
image
  • spital
  • insel gruppe
Ein Blick in die aktuellen Geschäftszahlen der Berner Insel Gruppe zeigt: Die Gesamtvergütung der Direktion betrug für das Jahr 2016 und 2017 jeweils 2,9 Millionen Franken, im vergangenen Jahr dann über 3,75 Millionen Franken. Zwischen 2018 und 2017 ist das eine massive Steigerung von über 770'000 Franken oder um fast 30 Prozent.
Auffällig ist vor allem die Vergütung für Holger Baumann, der ehemalige Vorsitzende der Konzernleitung. 2016 und 2017: rund 500'000 Franken, im Jahr 2018 dann plötzlich 600'012 Franken. Dies, obwohl er schon ab Januar 2018 «von der aktiven Arbeitspflicht entbunden» war, wie Recherchen zeigen. Offiziell hat der ehemalige CEO die Insel Gruppe per Ende Juni 2018 verlassen. Bereits im November 2017 weilte Baumann aber in den Ferien. Seit Anfang 2018 führt er die Beratungsfirma BaumannMedicalConsult. 

Wie hoch war Baumanns Abgangsentschädigung?

Eher unbescheiden ist in diesem Zusammenhang, dass der Spitzenmanager im Sommer 2018 zum neuen Geschäftsführer der Kölner Kliniken ernannt wurde. Seit August soll der Deutsche die finanziell schwer angeschlagenen Kliniken auf Sanierungskurs bringen.
Für Baumann scheint sich sein Wechsel nach Deutschland finanziell ausgezahlt zu haben. Zusätzlich zur Entschädigung während der Kündigungsfrist dürfte er nebst der neuen Anstellung in Deutschland eine Abgangsentschädigung von der Insel Gruppe im Wert von mehreren Tausend Franken kassiert haben. Die Gründe für den abrupten Abgang wurden übrigens nie kommuniziert.

Insel Gruppe bestätigt Austrittsentschädigung

Der Betrag von 600'012 Franken setzt sich aus dem Lohn bis Mitte Jahr und einer Entschädigung gemäss Austrittsvereinbarung zusammen, schreibt das Spitalunternehmen auf Anfrage. Details zu der Austrittsvereinbarung gibt die Insel Gruppe aber keine bekannt.
Fazit: Gemessen an den früheren Bezügen ergibt sich für Januar bis Juni pro rata rund 250'000 Franken. Somit dürfte Spitalmanager Holger Baumann um die 350'000 Franken Abgangsentschädigung eingestrichen haben. Es stellt sich die Frage, ob eine solche Entschädigung in einem Unternehmen gerechtfertigt ist, das von Steuer- und Prämiengeldern finanziert wird.

  • Lesen Sie auch: So viel verdient die Spitze der Insel Gruppe

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirnschlag erst spät behandelt – Spital nicht schuldig

Ein Genfer Spital hat bei einer Notfall-Patientin erst nach 12 Stunden einen Hirnschlag diagnostiziert. Trotzdem ist es keinen Schadenersatz schuldig.

image

Klinik Pyramide am See zügelt in die Privatklinik Bethanien

Die beiden Zürcher Kliniken von Swiss Medical Network spannen ab Oktober zusammen.

image

«Mit einem so hohen Verlust haben wir nicht gerechnet»

Das sagt Bernhard Pulver, Verwaltungsratspräsident der Insel Gruppe, zum 69-Millionen-Defizit im ersten Halbjahr.

image

Spital STS: Neuer CEO kommt vom Inselspital

David Roten tritt seine neue Funktion im Januar 2025 an.

image

Spital Affoltern: Arzt weg, Zentrum geschlossen

Das Schmerzzentrum des Spitals Affoltern muss schliessen - weil ihm der einzige Belegarzt, Michael Heesen, abhanden gekommen ist.

image

Das Spital Thusis soll leben – der Kanton soll zahlen

Die Trägergemeinden und die Leitung der Stiftung Gesundheit Mittelbünden wollen das bestehende Versorgungsangebot retten.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.