An diese Ärzte floss am meisten Pharma-Geld

Auch im Jahr 2017 liess die Pharmaindustrie Millionen Franken für Ärzte, Spitäler und Gesundheitsorganisationen in der Schweiz springen. Hier die Zahlen.

, 11. April 2019 um 05:00
image
  • spital
  • pharma
  • ärzte
  • medikamente
Spenden, Spesen, Sponsoring oder Honorare: Jedes Jahr zahlen Pharmafirmen deutlich über 100 Millionen Franken an Ärzte, Organisationen und Spitäler. 
Firmen, die den Pharma-Kooperations-Kodex (PKK) von Scienceindustries unterzeichnet haben, liessen im Jahr 2017 162,6 Millionen Franken springen. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung der «Handelszeitung», durchgeführt mit dem Ringier Axel Springer Research Network. 

60 Millionen für Forschung

Die Zuwendungen der Industrie sind damit erneut gestiegen gegenüber dem Vorjahr, und zwar um 8,2 Millionen. Mehr als die Hälfte der Gelder gingen an Verbände, Unikliniken und andere Organisationen. Rund 60 Millionen flossen in Forschung und über 12 Millionen an Ärzte und andere Gesundheitsfachleute. 
Grösste Empfängerin ist mit Abstand mit mehr als 10 Millionen Franken die europäische Onkologenvereinigung Esmo. Sie hat ihren Sitz in Lugano.
image
Das sind die wichtigsten Empfänger | Quelle: «Handelszeitung»

Fast 100'000 Franken für Krebsforscher

Spitzenbezüger bei den Ärzten ist mit fast 100'000 Franken Rolf A. Stahel, leitender Arzt in der Klinik für Onkologie am Universitätsspital Zürich (USZ). Der Lungenkrebsspezialist und Leiter des Comprehensive Cancer Centers (CCCZ) am Unispital ist ­Esmo-Präsident und bei der Stiftung für angewandte Krebsforschung. Er bekam im Jahr 2017 über 98'900 Franken von Firmen wie Bayer, Roche oder AstraZeneca, deklariert als Honorare.
image
An diese Ärzte floss am meisten Geld | Quelle: «Handelszeitung»
Stahel hat die geldwerten Leistungen, die er erhalten hat, freiwillig deklariert. Denn gut ein Viertel der Ärzte verweigert die Freigabe der Daten. Und auch rund 60 Pharma-Firmen verzichten noch, den Kodex von Scienceindustries zu befolgen.

Risiken für Interessenskonflikte

Der Pharmariese Novartis hingegen schliesst keine Kooperationsverträge mehr mit Ärzten ab, die sich weigern, dass ihre Daten offen gelegt werden. Hintergrund sind mehrere grosse Rechtsfälle in den USA.
Zuwendungen an Ärzte sind heikel. Einerseits benötigen die Ärzte die Unterstützung der Pharmaindustrie. Ein Grund ist zum Beispiel, um an neuen medizinischen Entwicklungen teilzunehmen und diese auch zu gestalten. Anderseits birgt die Zusammenarbeit auch Risiken für Interessenskonflikte und Abhängigkeiten. Doch die Zusammenarbeit ist gleichzeitig klaren Richtlinien und Gesetze unterworfen. 

Suchen Sie Ihren Arzt oder eine Organisation

In dieser Datenbank finden Sie Ärzte, Spitäler und Organisation, welche einer Publikation zugestimmt haben. Sie können nach Name, Ort, Strasse oder Postleitzahl suchen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

So wird KI fit für die klinische Routine

Vivantes integriert mit clinalytix KI in die täglichen Behandlungsprozesse

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Zukunftsvisionen für die Gesundheitsversorgung

Beim Roche Forum 2024 diskutierten Expertinnen und Experten zentrale Herausforderungen der Schweizer Gesundheitsversorgung und setzten wertvolle Impulse für die Zukunft.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.