Bau-Desaster in der Frauenklinik noch viel grösser

Auch das noch: Die sowieso schon teure Sanierung der maroden Berner Frauenklinik kommt nochmals viel teurer. Aber die Inselgruppe zahlt.

, 6. Juli 2022 um 17:08
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Die futuristisch anmutende Berner Frauenklinik war nur 16 Jahre lang in Betrieb. Dann drohte sie einzustürzen. Die Sanierung kostet nun 187 Millionen. Das sind 67 Millionen Franken mehr als der Neubau kostete.

Totalabbruch wäre besser gewesen

Trotz dieses finanziellen Debakels hält die Besitzerin, die Inselgruppe, an der Sanierung fest. Rückblickend wäre ein schneller Abbruch der falsch geplanten und falsch gebauten Klinik wohl die richtige Wahl gewesen.
Tatsächlich rang die Inselgruppe lange mit dem Entscheid über Sanierung oder Abbruch. Doch dann kamen die Verantwortlichen zum Schluss: Ein Neubau bräuchte mehr Zeit und käme deshalb teurer, wie Alex Josty, Kommunikationschef der Inselgruppe, damals gegenüber Medinside bestätigte.

Schadstoffe entdeckt

Anzumerken ist: Damals ging man von Sanierungskosten von «nur» 110 Millionen Franken aus. Doch dann begannen die Arbeiten und legten weitere Bauschäden offen.
«Konstruktionsbedingt hatte sich in der Bausubstanz des Gebäudes Schadstoff entwickelt, der bei den Abbrucharbeiten hervortrat», schreibt die Inselgruppe. Um was für einen Schadstoff es dabei geht, teilte die Inselgruppe nicht mit.

Immer mehr abgebrochen

Im Sommer stoppte die Insel die Bauarbeiten und musste eine teure Schadstoffsanierung starten. Grosse Teile des Gebäudes wurden bis auf den Rohbau abgebrochen.
Ein Totalabbruch kam nach dem vielen Geld, das bereits in die Sanierung gesteckt worden ist, offenbar erst recht nicht mehr in Frage. «Die weitere Sanierung bleibt die betrieblich und betriebswirtschaftlich beste Option», begründet der Verwaltungsrat der Inselgruppe diesen Entscheid in einer Mitteilung.

«Neue Optionen eröffnet»

Gleichzeitig bemüht sich der Verwaltungsrat, Optimismus zu verbreiten: Der zusätzlich nötige Abbruch habe zwar die ursprünglich budgetierten Kosten in die Höhe getrieben, habe aber gleichzeitig neue bauliche Optionen eröffnet. «Der Rückbau ermöglicht es der Insel Gruppe, innerhalb des Gebäudes ein neues und modernes Spital zu konzipieren.»
In das sanierte Gebäude soll ab 2024 - also zwei Jahre später als geplant - die Frauenklinik, die Neonatologie der Kinderklinik und die Augenklinik des Inselspitals einziehen. Die ehemalige Frauenklinik soll dann Marie-Colinet-Haus heissen.
Lesen Sie auch: Der Einsturzgefährdete Skandalbau wird nun saniert
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