Ehemaliges Covid-19-Spital kauft die Clinica Santa Chiara

Die bisweilen in ein Covid-19-Spital umfunktionierte Clinica Luganese Moncucco kauft die defizitäre Clinica Santa Chiara in Locarno.

, 15. Mai 2021 um 12:31
image
  • spital
  • moncucco
  • clinica santa chiara
Steht ein Privatspital zum Verkauf, so sind Hirslanden und Swiss Medical Network meist in den Startlöchern und überbieten sich bisweilen. So war es zum Beispiel 2017 bei der Klinik Linde in Biel, als dann schliesslich die südafrikanisch dominierte Hirslanden-Gruppe das Rennen machte.
Auch die Clinica Santa Chiara in Locarno stand zum Verkauf. Doch der Zuschlag ging an keine der beiden grossen Spitalketten der Schweiz. Das Rennen machte die Clinica Luganese Moncucco, wie deren Direktor Christian Camponovo am Samstag in einem knappen Communiqué mitteilt.

Auch das Kantonsspital zeigte Interesse

Laut Tessiner Medien bekundeten neben Swiss Medical Network, der Luganeser Klinik Moncucco auch das Ente Ospedaliero Cantonale (EOC), das Tessiner Kantonsspital, Interesse an der Clinica Santa Chiara. Glaubt man Gerüchten, soll auch Hirslanden die Fühler in die Südschweiz ausgestreckt haben, womit die Gruppe Neuland betreten hätte.
Die Clinica Santa Chiara mit ihren 100 Betten schreibt seit Jahren Defizite und ist nun wegen Corona zusätzlich unter Druck geraten. Anfang Mai wurde EOC-Direktor Clauco Martinetti in Tessiner Medien mit den Worten zitiert: «Wir sind überzeugt, dass wir dank Synergien die Klinik in schwarze Zahlen führen können».

Das Geld gab nicht den Ausschlag

Martinetti wird diesen Beweis nicht erbringen können. Das wird nun Mauro dell’Ambrogio tun müssen, VR-Präsident der Clinica Moncucco. Der frühere Staatssekretär und promovierte Jurist der Uni Zürich erklärt gegenüber Radiotelevisione Svizzera, es sei nicht das Geld gewesen, das die Waage auf die Seite von Moncucco kippte. Ein Vorteil von Moncucco sei die Tatsache, dass sie im Besitz von gmeinnützigen Stiftungen sei. «Es gibt keinen Investor, der nur Gewinne anstrebt».
Wichtig sei auch, dass das Entscheidungszentrum im Tessin bleibe. Schliesslich gehe es darum, die einzige akutsomatische Privatklinik im Sopraceneri zu retten.

Corona machte Moncucco berühmt

Die Clinica Luganese Moncucco ist wegen dem Corona-Virus schweizweit bekannt geworden. Es behandelte den ersten in der Schweiz bekannten Corona-Patienten, der nach einem Aufenthalt in Mailand Symptome zeigte. Nur um dann ab Mitte März mit ihren 45 Beatmungsgeräten ausschliesslich Corona-Patienten aufzunehmen.
«Die Klinik Moncucco ist ein charakterloser Bau, doch ihre Geschichte reicht mehr als 100 Jahre zurück», schrieb damals die NZZ. Jetzt verwandle sie der Infektiologe Christian Garzoni so schnell, wie es nur irgendwie gehe, in ein Covid-19-Spital. Erst Mitte April 2020 stellte Moncucco schrittweise auf Normalbetrieb um. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

image

Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

image

Spital Thusis: Zwischen Status Quo und Leistungsabbau

Soll das Spital Thusis in der heutigen Form erhalten bleiben – oder sich auf Kernbereiche beschränken? Dies die vorliegenden Szenarien. Ein Entscheid soll bis Mai 2025 fallen.

image
Die Schlagzeile des Monats

Spitäler: Entweder Teuerungsausgleich oder Steuergelder

In unserer Video-Kolumne befragen wir Branchenprofis zu aktuellen Fragen. Diesmal: Daniel Heller, Verwaltungsratspräsident des Kantonsspitals Baden und der Klinik Barmelweid.

Vom gleichen Autor

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?

image

So funktioniert die Sterbehilfe in Europa

In mehreren Ländern Europas ist die Sterbehilfe entkriminalisiert worden. Ein Überblick.