Diese Herren dienen auch in der Spitalausbildung

Besser, man kümmert sich früher um die Belastungsfähigkeit als später ums Burnout: Aus dieser Idee heraus werden in Irland jetzt Elitesoldaten zum Training der Assistenzärzte herangezogen.

, 16. Juni 2017 um 08:00
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Über einen bemerkenswerten Lehrgang erfuhren wir nun in der Londoner «Times»: Er richtet sich an Assistenzärzte, wurde jetzt in mehreren Spitälern in Irland eingeführt – und wird geleitet von einem ehemaligen Navy Seal der amerikanischen Streitkräfte. Also von einem dieser Elitesoldaten, die ansonsten irgendwo im Nahen Osten Terroristen jagen.
Beim Kurs in den Spitälern geht es insbesondere um resilience und stamina – Belastbarkeit und Durchhaltevermögen. Aber auch um die Konfrontation mit den eigenen Ängsten.

Szenarien mit Stress-Levels

Oder anders: In den Kursen bringt ein US-Fighter den jungen Ärzten bei, wie man sich durch den Alltag kämpft. Sein Name ist Edoardo Naggiar, und er hat sich nach seiner Zeit bei einer Taucheinheit der Seals darauf spezialisiert, Berufsleute mit Risiko- und Krisen-Aufgaben zu beraten. Neben Polizisten oder Feuerwehrleuten bekommt er es jetzt erstmals mit medizinischem Personal zu tun.
Was geschieht konkret in diesen Workshops? Was lernen die jungen Ärzte, etwa am Universitätsspital von Galway? Der US-Soldat spielt mit ihnen diverse Szenarios durch, in denen sie hohe Stress-Levels erfahren, wobei in jedem Szenario wieder eine neue Dimension der menschlichen Belastung erfahren wird: physisch, mental, emotional und spirituell.

Physisch, mental, emotional, spirituell

«Wir gehen in dieser Reihenfolge vor, weil die meisten Menschen den physischen Stress recht einfach verstehen. Aber es wird schwieriger, je weiter man kommt», sagte Naggiar in der «Times». «Der spirituelle Bereich ist im Grunde unser letztes Ziel, und hier muss man viel härter mit sich selbst kämpfen als nur bei einem Lauf über fünf Meilen».
Den Verantwortlichen der Spitäler geht es darum, dass der Prozess und die ganze Debatte in den Spitälern verlagert wird – weg vom Burnout, hin zum sehr frühen Aufbau einer grossen Widerstandsfähigkeit. «Ich denke, wir sollten über etwas reden, das wir auch konkret angehen können», sagte Catherine Diskin, oberste Vertreterin der irischen Assistenzärzteschaft.
Zum Programm gehören auch andere Dozenten mit einschlägiger Stress-Erfahrung, etwa ein Rugby-Trainer oder ein Paralympics-Goldmedaillen-Gewinner. Das Resilience-Projekt soll nun, nach Galway und Dublin, auch in anderen irischen Spitälern eingeführt werden.
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