Abgang Fandino: KSA bestreitet Zusammenhang mit Haftpflichtfall

Nach der sofortigen Freistellung von Chefarzt Javier Fandino am Kantonsspital Aarau (KSA) drängen nun immer mehr neue Erkenntnisse ans Licht.

, 7. Mai 2020 um 06:00
image
  • spital
  • javier fandino
  • neurochirurgie
Der Bruch zwischen dem Kantonsspital Aarau (KSA) und seinem Chefarzt der Neurochirurgie sorgt weiterhin für Irritation. Der Grund, warum Javier Fandino bei der Spitalleitung in Ungnade gefallen ist, entzieht sich Aussenstehenden. Es wurde Stillschweigen vereinbart, was wiederum Gerüchten und Spekulationen viel Auftrieb gibt.
Medizinisch habe er sich nichts zu Schulden kommen lassen, sagt das KSA offiziell. Aber: Die Trennung erfolge nicht grundlos. Ehemalige Arbeitskollegen des Chefarztes vermuten persönliche Differenzen und Kommunikationsschwierigkeiten als Auslöser. Dies bestätigt Javier Fandino in einem Brief an seine Kollegen der Schweizerischen Gesellschaft für Neurochirurgie.

OP-Video aus Haftpflichtfall ausgerechnet verschwunden

Von Interesse im Zusammenhang mit Fandinos sofortiger Freistellung ist nun auch ein laufendes Haftpflichtverfahren, wie die «Aargauer Zeitung» aufdeckt. Dabei geht es um mutmassliche ärztliche Fehler eines ehemaligen Arbeitskollegen von Fandino. Der Neurochirurgie-Chefarzt soll sich intern stark für eine lückenlose Untersuchung des Falls eingesetzt haben.
Ein Expertengutachten kommt nämlich zum Schluss, dass der besagte Eingriff «operations-technisch betrachtet nicht korrekt durchgeführt» wurde. Der Patient wurde von einem Tag auf den anderen zum Pflegefall. Brisant sei ausserdem: Die CD mit der relevanten OP-Sequenz ist nicht mehr auffindbar, obwohl am KSA in der Neurorchirurgie seit Jahren alle Operationen aufgezeichnet wurden, berichtet die Zeitung weiter. 

KSA-Chef Rhiner verpasste Fandino einen Maulkorb

Personen, die Partei im Haftpflichtverfahren sind, vermuten laut AZ: Fandino teilt die Einschätzung des Gutachters Gerhard Hildebrandt und geht davon aus, dass die Operation seines ehemaligen Kollegen nicht «lege artis» erfolgt sei. Die Komplikation hätte möglicherweise verhindert werden können. Damit würde er sich als Klinikchef und damaliger Vorgesetzter nicht nur gegen seinen ehemaligen Mitarbeiter stellen, sondern auch gegen die Spitalleitung, für die es in diesem Haftpflichtfall offenbar um 2,5 Millionen Franken geht.
KSA-CEO Robert Rhiner wies Fandino und auch die weiteren Mitarbeitenden in der Neurochirurgie nach dem Vorfall damals an, «sich über die jeweils andere neurochirurgische Klinik oder über eine Behandlung nicht zu äussern». Darunter versteht der Spitalchef, dass weder öffentlich noch gegenüber Patienten oder Dritten «irgendetwas in irgendwelcher Form» erwähnt wird. Das Spital dementiert gegenüber der Zeitung allerdings, dass das Haftpflichtverfahren gegen den ehemaligen KSA-Arzt einen Zusammenhang mit der sofortigen Freistellung von Fandino habe. Der Arzt, gegen den auch ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung läuft, arbeitet seit dem Vorfall in einem anderen Spital. 

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

So wird KI fit für die klinische Routine

Vivantes integriert mit clinalytix KI in die täglichen Behandlungsprozesse

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

image

Spital Thusis: Zwischen Status Quo und Leistungsabbau

Soll das Spital Thusis in der heutigen Form erhalten bleiben – oder sich auf Kernbereiche beschränken? Dies die vorliegenden Szenarien. Ein Entscheid soll bis Mai 2025 fallen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.