Hausärzte finden «Maison de garde» gar nicht so schlecht

Es war eine Notlösung für den geschlossenen Notfall in Riaz. Doch nun zeigt sich: Die «Maison de garde» des Freiburger Spitals bewährt sich für die Hausärzte in der Region.

, 13. April 2022 um 11:44
image
  • spital
  • freiburger spital
  • freiburg
Am Anfang stand eine einschneidende Sparmassnahme: Vor knapp einem Jahr wurde die Notaufnahme des Spitals Riaz geschlossen. Dafür richtete das Freiburger Spital (HFR) wenig später in Riaz das «Maison de garde» ein.

Bis 22 Uhr abends offen

Ein an sich überzeugendes Modell: Dort leisten Hausärztinnen und -ärzte ausserhalb der Öffnungszeiten ihrer Praxis einen Bereitschaftsdienst. Sie empfangen ihre Patienten unter der Woche von 18.30 bis 22 Uhr und an Wochenenden von 15.30 bis 20 Uhr.
Doch ein Teil der rund 30 Greyerzer Hausärztinnen und -ärzte war zu Beginn skeptisch. Nach einem halben Jahr Betrieb sagt ihnen das neue Arbeitskonzept weit besser zu als am Anfang. Die Mehrheit will, dass das «Maison de garde» weiterbetrieben wird, wie einer Medienmitteilung des HFR zu entnehmen ist.

Labors und guter Rat der Spitalärzte

Dank der Zusammenarbeit mit dem HFR können die Hausärzte nicht nur die Radiologie und die Labors des Spitals nutzen, sondern können auch den Rat der diensthabenden Oberärztinnen und -ärzte in Anspruch nehmen.
Auch für die Patienten ist es einfacher. Sie hätten ausserhalb der Öffnungszeiten der Arztpraxen eine einzige Anlaufstelle, sagt Anne Geiser, Sekretärin des Bereitschaftsdienstkreises des Greyerzbezirks. Ausserdem seien die Wartezeiten kürzer.

«Maison de garde» bleibt

Die Nähe zwischen HFR-Ärzten und Allgemeinmedizinern erleichtere es, die weitere Betreuung ihrer Patienten im HFR zu organisieren, ergänzt Kouchiar Azarnoush, Chefarzt und Leiter der Permanence, laut einer Mitteilung des HFR. Für das HFR ist deshalb klar: Es will die Zusammenarbeit mit den Greyerzer Hausärzten weiterführen.
image
Eine französische «maison médicale de garde». | PD

«Maisons de garde» sind eine französische Erfindung

In Frankreich heissen sie «maisons médicales de garde» oder kurz MMG: Vor 20 Jahren wurden in Frankreich die ersten solchen ärztlichen Anlaufstellen eingerichtet und es gibt zunehmend mehr davon. Allerdings sind sie auch in Frankreich noch wenig bekannt. Die MMG bieten wie im Spital Riaz abends und am Wochenende Hausarzt-Konsultationen.
Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist für nicht lebensbedrohliche Notfälle gedacht, etwa bei Fieber, Verstauchungen oder Erbrechen. Damit sollen einerseits die Notaufnahmen der Spitäler entlastet werden und andererseits den Patienten eine Anlaufstelle bei akuten Problemen geboten werden. In Frankreich schätzen die beteiligten Ärzte, dass ihr Bereitschaftsdienst  durch den Zusammenschluss ruhiger abläuft.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

So wird KI fit für die klinische Routine

Vivantes integriert mit clinalytix KI in die täglichen Behandlungsprozesse

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

image

Spital Thusis: Zwischen Status Quo und Leistungsabbau

Soll das Spital Thusis in der heutigen Form erhalten bleiben – oder sich auf Kernbereiche beschränken? Dies die vorliegenden Szenarien. Ein Entscheid soll bis Mai 2025 fallen.

Vom gleichen Autor

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Pflegefachleute verschreiben so sachkundig wie Ärzte

Das dürfte das Pflegepersonal freuen: Es stellt laut einer US-Studie genauso kompetent Arzneimittel-Rezepte aus wie Ärzte.

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.