Der Direktor der Hirslanden Klinik Aarau, Markus Meier, zeigt sich in einem Brief ans Kantonsspital «konsterniert» über dessen Pläne für eine eigene Herzchirurgie: Man erachte «das Vorgehen als nicht partnerschaftlich».
Das Schreiben ging auch an die zuständige Regierungsrätin Franziska Roth, an die Gesundheitskommission des Kantonsparlaments – und landete dann bei der Zeitung
«Schweiz am Wochenende», die daraus zitiert.
«Ohne vorgängige Diskussion»
Das KSA setze «einseitig und ohne vorgängige Diskussion (oder wenigstens Information) eine beispiellose Erfolgsgeschichte im Kanton Aargau aufs Spiel», schreibt Meier. Er moniert dabei, von KSA-Direktor Robert Rhiner erst am letzten Samstagabend telefonisch über die Herzchirurgie-Pläne informiert worden zu sein – allerdings ohne, dass Rhiner dabei die zugleich geplante Kooperation des KSA mit dem Unispital Basel erwähnt habe.
Die «NZZ am Sonntag» hatte dann am 23. September
die Pläne publik gemacht. In seinem Brief weist Hirslanden-Direktor Meier auch darauf hin, dass der Vertrag mit dem KSA zur Herzchirurgie «in ungekündigtem Zustand» ist – und folglich «jedenfalls noch bis zum 30. Juni 2020 in Kraft».
Hirslanden erwarte, dass das KSA «die vertraglichen Verpflichtungen uneingeschränkt einhalten wird».
Was ist mit dem Konkurrenzverbot?
Pikant: Der Vertrag enthält auch ein «Verbot des Aufbaus konkurrenzierender Ressourcen», ferner Vereinbarungen zur Zuweisung von Herzpatienten.
Gegenüber der «Schweiz am Sonntag» sagte KSA-Sprecherin Isabelle Wenzinger, dass das Kantonsspital «den geltenden Vertrag mit der Klinik Hirslanden ordnungsgemäss und vollumfänglich einhalten» werde.
2 professionelle Organisationen
Robert Rhiner, der CEO des Kantonsspitals, hatte seine Überlegungen am Mittwoch auch in einer PR-Beilage der «Aargauer Zeitung» dargelegt. Dabei räumte er ein, dass die Pläne «nicht bei allen Betroffenen Freude ausgelöst» habe: «Wir sind beide Marktakteure, die in einem Wettbewerb stehen. Das ist uns beiden klar. Weil sowohl das KSA als auch Hirslanden professionelle Organisationen sind, können wir damit gut umgehen.»
Als Argumente für den geplanten Wechsel nannte Rhiner zuerst das Ziel, für die Herzpatienten einen durchgängigen Pfad zu schaffen: «Die Politik gibt vor, dass komplexe Medizin bis zur Heilung in einem Spital durchgeführt werden soll. Das KSA ist ein Spital mit hohem Anteil komplexer Fälle, die wir bis zur Genesung behandeln. Wir möchten das auch im Bereich der Herzmedizin anbieten können und sehen Vorteile für Patienten, fürs Spital und für den Kanton.»
Eine gut ausgebaute Kardiologie sei die Voraussetzung für die Herzchirurgie, so Rhiner weiter – und diese beiden Disziplinen wachsen immer stärker zusammen. Sie «sollten räumlich nicht getrennt sein.»
«…es fliesst nicht an Private»
Dabei werde herzchirurgische Team des USB unter der Leitung von Friedrich Eckstein künftig auch am KSA operieren.
Zugleich argumentierte Rhiner durchaus ökonomisch: «Das Kantonsspital Aarau gehört zu 100 Prozent dem Kanton und damit der Aargauer Bevölkerung. Was das KSA erwirtschaftet, bleibt im Kanton; und es fliesst nicht an Private.»
Und weiter: «Ist das KSA erfolgreich, auch ökonomisch, wird der Kanton am Erfolg partizipieren können. Ist hingegen ein Konglomerat aus Privatklinik und freiberuflichen Belegärzten erfolgreich, geht der Kanton leer aus.»