Das Bundesamt für Gesundheit hat eine Strategie gegen Infektionen im Spital entworfen. Das Ziel: 20 bis 50 Prozent weniger Ansteckungen. Immerhin – so schätzt das BAG – erkranken in Schweizer Spitälern etwa 70'000 Menschen pro Jahr an Infektionen, und 2'000 sterben daran.
Anfang Juli präsentierte das BAG also sein neues Programm namens «Noso»: Es soll den Schutz der Patienten, des Personals und der Bevölkerung vor Ansteckungen massiv verbessern – und obendrein die Gesundheitskosten senken.
«Konsequent und kontinuierlich gemessen»
«Nur wenn die Infektionen konsequent und kontinuierlich gemessen werden und die Resultate der Öffentlichkeit transparent zur Verfügung gestellt werden, besteht auf Seiten der Spitäler der Druck zum Erzielen von Verbesserungen», meint Santésuisse.
Mit anderen Worten: Zum Kampf gegen die Spitalinfektionen gehört für Santésuisse zwingend, dass die Qualität der einzelnen Kliniken in diesem Bereich eruiert und offengelegt werden.
Die Rechte der Patienten müssten verstärkt werden, befinden die Versicherer weiter. Und damit verbunden würde auch die Haftung der Spitäler für Infektionen intensiviert. «Dies ist zielführender als allgemeine Regeln und teure Informationskampagnen.»
In seinem «Noso»-Paket hatte das Bundesamt für Gesundheit vier Handlungsfelder
festgelegt:
- Governance – also zum Beispiel Durchsetzung von Best-Practice-Standards.
- Monitoring: Aufbau eines nationalen Systems zur Überwachung der Infektionen
- Verhütung: Zum Beispiel durch Sensibilisierung von Patienten und Personal.
- Bildung: Insbesondere Ausbildung des Personals in Spitälern und Heimen.
Von einer Veröffentlichung der Infektionsdaten war dabei keine Rede – und dies ist für Santésuisse «nicht nachvollziehbar».
Denn Versicherer pochen besonders stark auf Transparenz. Man könnte bei den Messungen auf den bestehenden Erhebungen des Nationalen Vereins für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken (ANQ) aufbauen – und die Daten müssten dann zeitnah veröffentlicht werden. Wichtig sei, dass sie auch für Laien verständlich seien.
«Ein Anrecht auf Transparenz»
«Die Patienten haben ein Anrecht auf Transparenz», befindet der Kassenverband: «Damit entsteht zudem ein Druck zum Qualitätswettbewerb unter den Spitälern.»
Wenn Qualitätsmängel durch die verschärfte Haftung etwas kosten, so eine weitere Überlegung, erhalten das Risiko- und Qualitätsmanagement mehr Bedeutung. Umgekehrt könnten die Tarifverträge zwischen Spitälern und Versicherern dank einer kontinuierlichen Datenbasis die Qualität besser berücksichtigen: «Gute Qualität würde besser honoriert.»
Zudem seien auch die Kantonsbehörden motiviert, als Eigentümer der Spitäler und als Verantwortliche für die Spitalplanung die Qualität zu verbessern und eine Senkung der Infektionen zu erreichen.
Der saubere Teller im Restaurant
Nebenbei erinnert die Organisation der Versicherer daran, dass die zur optimalen Hygiene erforderlichen Massnahmen von den Spitälern finanziert werden müssten: «Auch im Restaurant darf der Gast davon ausgehen, dass er einen sauberen Teller erhält und dafür nicht zusätzlich bezahlen muss. Die Massnahmen dürfen auf keinen Fall über Prämiengelder finanziert werden.»
Schliesslich mahnt Santésuisse, dass bei der «Noso»-Strategie auch darauf geachtet werden sollte, dass keine unnötige Bürokratie aufgebaut wird.
Zur Mitteilung von Santésuisse: «Stärkung der Patientenrechte und Haftung der Spitäler sind nötig», 14. September 2015.