Klingt absurd? Jedenfalls ist das Angebot namens «Sweatcoin» sehr real, wenn auch erst in Grossbritannien erhältlich. Wer die App heruntergeladen hat, kann damit die eigenen Schritte in eine Währung namens Sweatcoin umrechnen: Pro 1000 Schritte gibt es 1 Sweatcoin. Und sobald man genug davon hat, kann man diese virtuellen Münzen wiederum in ganz reale Güter und Dienstleistungen umtauschen.
Denn in der App gibt es auch einen Shop, in dem sich für die Sweatcoins beispielsweise Turnschuhe, Outdoor-Kleidung oder Abonnemente für den Fitness-Club erwerben lassen. Konkret gibt es momentan etwa ein Paar Apple-Kopfhörer für 20 Sweatcoins, einen Karate-Grundkurs für 50 Sweatcoins, ein Calvin-Klein-Parfum für 350 Sweatcoins oder eine Playstation 3 plus eine Reihe Games für 1'300 Sweatcoins.
Welchen Wert hat Bewegung?
Die Macher dahinter teilen mit, dass die Software in der Lage ist, Betrüger zu überführen und tatsächlich nur die gegangenen Schritte zu messen. «Heute ist Bewegung gar nichts wert», erklärte Oleg Fomenko, der Chef von
Sweatcoin, die Geschäftsidee gegenüber «Reuters». «Wieviel Wert ein Sweatcoin am Ende haben wird, muss der Markt entscheiden, aber wir wissen, dass dieser Wert nicht Null ist.»
Zur App (Download nur in Grossbritannien möglich) —
Zur Website (ausserhalb Grossbritanniens kann man sich jetzt als Beta-Tester anmelden).
Was aber zur letztlich entscheidenden Frage führt: Wer bezahlt denn das? Wer finanziert die Güter, die sich mit der App erwerben lassen? Und jetzt kommen – beispielsweise – die Krankenkassen ins Spiel, oder auch andere Versicherungen. Die Idee: Sie müssen nur die entsprechenden Angebote finanzieren und können dann ihren Kunden massgeschneiderte Sweatcoin-Motivationspakete unterbreiten – und sie damit zu einem gesünderen Lebensstil bringen. Ähnliches könnte auch für Unternehmen gelten, welche etwas für die betriebliche Gesundheitsförderung tun möchten.
Tatsächlich planen ja
mehr und mehr Krankenkassen, ihren Kunden Bewegungs-Prämienangebote zu offerieren. Die
CSS, so wurde gerade diese Woche bestätigt, offeriert ab Sommer ein Modell, bei dem es ab 10'000 täglichen Schritten Prämienermässigungen gibt; was in Sweatcoins umgerechnet heissen würde: 10 SC pro Tag. Oder in den USA offeriert die – inzwischen als Trendversicherung arg beachtete – Krankenkasse Oscar einen Dollar pro Tag, wenn man gewisse Fitnessziele erreicht (und diese via Gerät überwachen lässt). Zum Angebot gehören eben auch Angebote im Amazon-Shop (mehr).
Der Start hat geklappt
Solche Unternehmen könnten also ihre Fitness-Motivations-Modelle via Sweatcoin auslagern beziehungsweise effizient einkaufen. Letztlich folgt das Unternehmen also Ideen, die man schon aus vielen Kundenbindungs- und Flugmeilen-Modellen kennt: Wer etwas erreicht, bekommt Punkte, und für eine gewisse Punktzahl kann, man sich in einem Shop etwas aussuchen. Jetzt dasselbe einfach im Gesundheitswesen.
Ob es klappt? Die App liegt jetzt, im ersten Verkaufsmonat, unter den 30 erfolgreichsten in Grossbritannien. Und bereits gibt es ein zweites Angebot, das dasselbe bietet. Belohnung in einer virtuellen Währung, ausbezahlt ab einer gewissen Menge Schritte. Der Name ist auch hier Programm:
Bitwalking.
Mehr | Quellen: