Leidet die Therapiefreiheit?

Hersteller von Medizinalprodukten bieten immer häufiger auch Dienstleistungen an - etwa indem sie Dialysezentren betreiben. Das sorgt für Kritik.

, 6. Februar 2019 um 10:08
image
  • therapien
  • dialyse
  • fresenius
  • b. braun
  • stadtspital zürich
  • spital
Ihr Kerngeschäft ist das Herstellen von Medizinalprodukten. Doch manche Hersteller wollen auch ins Geschäft mit Gesundheitsdienstleistungen einsteigen. So will sich die Firma B. Braun gemäss eigenen Angaben vom «reinen Produktegeschäft hin zum Komplettdienstleister entwickeln». Dies etwa indem sie nicht nur Dialysegeräte herstellt, sondern auch Dialysezentren betreibt. So hat B. Braun über eine Tochterfirma im Umland der Stadt Zürich zwei Dialysezentren übernommen. In Oerlikon hat die B. Braun-Tochter nun ein weiteres Dialysezentrum auf Stadtboden eröffnet, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. 
Mit Fresenius betreibt auch ein anderer Medizinalhersteller in der Schweiz Dialysezentren. Der Tagi zitiert Branchenkennern, gemäss denen  Fresenisus eine aktive Expansionspolitik betreibt und  Praxisinhaber direkt anschreibt.
«Unabhängigkeit infrage gestellt»
Dass die Hersteller nun auch in der Schweiz selber Dialysezentren betreiben - wie dies etwa in Deutschland oder den USA bereits Standard ist - sorgt für Unmut. So wird im Artikel ein Arzt zitiert, der sein Zentrum an B. Braun verkaufte: «Dass die Unabhängigkeit des Arztes zum Teil infrage gestellt wird, weiss man aus Deutschland.» Bisher habe sich in seinem Zentrum aber nicht verändert.  
Auch Patrice Ambühl, Nephrologie-Chefarzt der Stadtspitäler Waid und Triemli, sagt, die Entwicklung bereite ihm Sorge. Konzerne wie B. Braun oder Fresenius wollten Geld verdienen. Das habe ökonomischen Druck auf die Ärzte zur Folge. Patienten könnten als Folge davon zur Dialyse aufgeboten werden, obwohl diese aus medizinischer Sicht noch nicht nötig wäre. Zudem könnten sich die neuen Anbieter die guten Risiken herauspicken. Die anderen Fälle müssten von den Spitälern übernommen werden. Etwa sein Waidspital. Dieses betreibt in Oerlikon seit kurzem seinerseits eine Dialysestation, die nun Konkurrenz bekommt.
Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» erklären sowohl B. Braun wie auch Fresenius, dass die Therapiefreiheit garantiert sei. Es gelten die Leitlinien der nephrologischen Fachgesellschaften.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

image

Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

image

Spital Thusis: Zwischen Status Quo und Leistungsabbau

Soll das Spital Thusis in der heutigen Form erhalten bleiben – oder sich auf Kernbereiche beschränken? Dies die vorliegenden Szenarien. Ein Entscheid soll bis Mai 2025 fallen.

image
Die Schlagzeile des Monats

Spitäler: Entweder Teuerungsausgleich oder Steuergelder

In unserer Video-Kolumne befragen wir Branchenprofis zu aktuellen Fragen. Diesmal: Daniel Heller, Verwaltungsratspräsident des Kantonsspitals Baden und der Klinik Barmelweid.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.