Die Basis der Metastudie bildeten 48 Studien, die sich in randomisierter Form mit Kunst und chirurgischen Patienten befassten; sie stammten aus den Jahren 2000 bis 2014.
Als Kunst definiert wurden dabei Musik, bildliche und räumliche Kunst, Raumfarbe, Raumgestaltung, aber auch Lichtdesign. Koordiniert wurde die Studie von Diana Vetter, Oberärztin an der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am UniversitätsSpital Zürich, beteiligt waren Ärzte aus den Bereichen Chirurgie, Komplementärmedizin und Psychiatrie. Von den 48 Studien analysierten 47 den Effekt von Musik auf Patienten und eine den Effekt von Sonnenlicht.
Die Wirkung der jeweiligen Kunstform wurde gemessen
- anhand des Einsatzes von Schmerzmitteln,
- dem Faktor Stress sowie
- den physiologischen Parametern Blutdruck und Herzfrequenz.
Sämtliche Studien wurden mit Kontrollgruppen durchgeführt.
Aus der Analyse ergab sich, dass Musik bei Patienten nach der Operation zu einer moderaten, aber konstanten Reduktion des Schmerzmittelbedarfs, des Stresses und damit auch des systolischen Blutrucks und der Herzfrequenz führt.
Dieser positive Effekt war für selbst ausgewählte Musik in allen gemessenen Bereichen messbar und deutlich weniger vorhanden bei fremd-bestimmter Musik.
Diana Vetter, Jürgen Barth, Sema Uyulmaz et al.: «Effects of Art on Surgical Patients: A Systematic Review and Meta-analysis», in: «Annals of Surgery», November 2015.
«Es gibt keine One-Music-fits-all», sagt Diana Vetter: «Die Wirkung von Musik ist nur sehr individuell auslösbar.» Wichtig sei dabei auch, dass die Musik über Ohrhörer direkt konsumiert wird. «Die Abgrenzung zu Lärm, also einer Dauerbeschallung im Hintergrund, ist enorm wichtig.»
Landschaftsbilder ja – abstrakte Kunst nein
Bildliche Kunst hat eine ähnliche Wirkung auf die Patienten. So zeigte eine frühere Erhebung, dass Landschaftsbilder statt einer blanken Wand zu deutlicher Stressreduktion sowie Schmerzminderung beitragen. Abstrakte Bilder hingegen erhöhten den Stress und Schmerzmittelbedarf.
«Das legt die Schlussfolgerung nahe, dass nicht verstandene Kunst den Stress erhöht», meint Diana Vetter. «Die logische Konsequenz wäre, um die Genesung bei Patienten zu beschleunigen, diese in den Gestaltungsprozess des Raumes einzubeziehen, beispielsweise über selbst mitgebrachte digitale Bilder, die auf Bildschirmen gezeigt werden.»
Wie das Universitätsspital
aus diesem Anlass mitteilt, nutzen die USZ-Ärzte die Wirkung der Kunst auf die Patienten schon länger. Insbesondere in der Komplementärmedizin ist die Wirkung von weichen Faktoren bekannt. Für die Meta-Analyse der Studien war der Ansatz der integrativen Medizin besonders wichtig.
Mit entwickelt wurde die neue Analyse denn auch von Claudia Witt, Direktorin des Instituts für komplementäre und integrative Medizin am USZ. Sie stellt fest: «Kunst kann das Wohlbefinden von Patienten beeinflussen. Wir haben mit der Kunstsammlung des Kantons Zürich darauf geachtet, dass die Kunst in unserem Institut Teil des Gesamtkonzept ist».
Auch die USZ-Klinik für Geriatrie wurde mit einem Farbkonzept gestaltet, zudem ist ein Kunstkonzept in die Behandlung der Patienten integriert. «Die Klinik für Geriatrie am USZ möchte Ihre Patienten mit Bildern in Ihrer Genesung unterstützen», sagt Klinikdirektorin Heike A. Bischoff-Ferrari.
Das besondere am USZ: Nach einem Aufenthalt dort anerbot der bekannte Künstler Gottfried Honegger, 96, einen Bereich mit Patientenzimmern so zu gestalten, dass Farben und künstlerische Elemente den Genesungsprozess unterstützen. «Die Medizin und die Kunst als Symbiose schenken uns Menschen eine gesunde Lebensgemeinschaft», sagt Gottfried Honegger.
«Farben sind aktive Kräfte, die der Seele Sinn, Mut und Schönheit schenken», Interview mit Gottfried Honegger, in: USZ-Blog