Fallpauschalen führen dazu, dass die Spitäler die Fallzahlen hochschrauben:
Dies sagte hier Peter Fischer, ehemaliger CEO der Visana und bis vor kurzem Spitalleiter. Die Kader inklusive Ärzte würden belohnt, wenn sie die budgetierten Fallzahlen erreichen.
Ein klarer Fehlanreiz, ein Systemfehler, der die Kosten hochschraubt. Da müsste man also dringend den Hebel ansetzen und den Systemfehler beheben. Und was tut der Bundesrat? Er schraubt nach wie vor an Medikamentenpreisen herum, die schon heute kaum mehr kostendeckend sind. Als ob das Problem damit auch nur ansatzweise gelöst wäre.
Claus Hysek
Dr. Claus Hysek ist Apotheker und führte über 30 Jahre ein eigenes Geschäft in Biel. Er präsidiert den Verein Ifak für die unabhängigen Apotheken.
Leider zieht sich diese ziemlich einfach gestrickte Politik durch alle Bereiche des Gesundheitswesens. Statt gemeinsam mit den Partnern nachhaltige Lösungen zu suchen, gehen BAG und Bundesrat den fragwürdigen, aber publikumswirksamen Weg: Sie senken Preise, Taxpunkte und Margen. Und mit diesem kurzsichtigen Vorgehen gefährden sie bestehende, kostengünstige und gut funktionierende Strukturen, beispielsweise die öffentliche Apotheke.
Im Dienste der Monopolisten
Leider ist es offenbar weder in den Köpfen des Bundesrates und des BAG noch jenen von Medienschaffenden, Preisüberwacher und sonstigen «Experten» angekommen, dass die Preise der meisten Medikamente schon heute im tiefen zweistelligen Bereich liegen. Blind für die Konsequenzen schreien sie weiterhin nach tieferen Preisen.
Dass sie damit der Monopolstellung von Anbietern mit dem längsten Schnauf beim Preiskampf Vorschub leisten, wollen sie nicht zur Kenntnis nehmen. Es scheint sie auch nicht zu kümmern, dass bewährte Produkte – Generika wie Originalprodukte – vom Markt verschwinden, weil ihre Herstellung nicht einmal mehr die Kosten deckt.
Was ist mit den seltenen Krankheiten?
Und es scheint für Bezüger gesicherter Beamtenlöhne auch kein Thema zu sein, dass mit den staatlich auf unverantwortlich tiefes Niveau heruntergedrückten Preisen die Apotheken wirtschaftlich unter Druck geraten. Man hält es in den Amtsstuben offenbar für vertretbar, dass Schmerzmittel unterdessen weniger kosten als eine Packung Ricola…
Wie wäre es, wenn die Damen und Herren Preisexperten mal dort hinschauen, wo die Kosten tatsächlich durch die Decke gehen? Nämlich bei der Behandlung seltener Krankheiten? Obwohl in diesem Bereich die Preise exorbitant hoch sind und mit jedem neuen Produkt, das auf den Markt kommt, noch unverschämter ausfallen, kommt dazu praktisch kein Kommentar aus Bern.
Aktuelles Beispiel: Novartis bringt eine neues Medikament gegen Leukämie auf den Markt. Preis pro Behandlung in den USA: 475’000 US-Dollar.
Sie hebeln jeden Solidaritätsgedanken aus
Man darf gespannt sein, ob bei dieser Forderung ein Nein kommt von denselben Damen und Herren, die über ein Schmerzmittel für 2,55 Franken das Maul aufreissen. Da wären dezidiertes Handeln und neue Modelle dringend nötig, denn solche Medikamente hebeln jeglichen Solidaritätsgedanken in der Krankenversicherung aus.
Unsäglich auch die Massnahmen beim BAG zur Migel. Hier müsste ebenfalls dringend ein Systemwechsel angestrebt werden. Doch das BAG drückt sich seit Jahren vor dieser Aufgabe und versteckt sich hinter Gesetzesparagrafen, die eine Überarbeitung angeblich nicht zulassen.
Was sagen die Praktiker?
Was geschieht also? Man senkt einfach alle Preise. Dass die behördlich festgelegten Maximalpreise oft keine wirtschaftliche Marge mehr erlauben oder sogar unter den Einstandspreisen für die Apotheken liegen, kümmert offenbar keinen der Beamten. Hauptsache, man hat den Anschein von Aktivität erweckt.
Man könnte sich übrigens durchaus mit den betroffenen Leistungserbringern zusammensetzen. Die wissen sehr gut, wie es in der Praxis tatsächlich läuft. Und sie hätten mit Sicherheit gute Ideen für eine kostengünstige Umsetzung.