Boston zeigt Mut: Spitalfehler werden per Blog ausgebreitet

Fehlerkultur als Teil der Spitalstrategie – das ist auch in der Schweiz verbreitet. Das renommierte Brigham and Women's Hospital in Boston setzt nun auf völlige Transparenz.

, 11. März 2016 um 09:00
image
  • spital
  • kommunikation
  • kunstfehler
  • patientensicherheit
Auf dem Blog «Safety Matters» macht das Brigham and Women's Hospital in Boston seine eigenen medizinischen Fehler öffentlich. Hauptziel dieses Engagements sei eine Reduktion künftiger Fehler, so die offizielle Erklärung. 
Die Artikelstruktur führt die Öffentlichkeit jeweils durch einen Fall: «Was ist passiert?», «Was lief falsch?» «Was wir tun - Weiterbildung Mitarbeitende, Systemverbesserungen und departementsspezifische Anstrengungen» sowie «Patienteninformation».

Verantwortungsgrad erhöhen und transparent machen

Wie «FierceHealthcare» und «Beckers's Infection Control & Clinical Quality» melden, setzt sich die Blogredaktion sich aus Mitarbeitenden der Bereiche Patientensicherheit und Öffentlichkeitsarbeit zusammen. 
Die Themenauswahl richtet sich nach der Chance, ähnliche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Jeder Artikel schützt die Privatsphäre der Patienten, stellt jedoch den jeweiligen Vorfall faktenmässig und in der Zeitabfolge dar. Die Artikel nehmen zusätzlich Bezug auf das spitalinterne Sicherheitskultur-Netzwerk.

Bruch mit dem Geheimniskult

Das BWH gilt als eine der besten Kliniken der Vereinigten Staaten – was den Schritt umso beachtenswerter macht. Mit dem Blog bricht sie ungeschriebene Gesetz der Geheimhaltung in den meisten US-Spitälern. Zwar müssen Spitäler grössere medizinische Fehler der National Practitioner Data Bank melden, jedoch ohne Namen und Arbeitsort.
Das BWH ist nicht allein – das Stanford Hospital im kalifornischen Palo Alto setzt ebenfalls auf Transparenz. Es verzichtet bei medizinischen Fehlern zugunsten der Betroffenen und deren Familien als ergänzte Entschuldigung auf die medizinischen Kosten und bietet zusätzlich finanzielle Vereinbarungen an.

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

Vom gleichen Autor

image

Katar sucht 4000 Fachpersonen aus der Gesundheitsbranche

Die Gesundheits-Strategie 2022 des Emirats will die medizinische Versorgung massiv abbauen. Der Wüstenstaat will 4000 Fachpersonen aus aller Welt rekrutieren.

image

Swiss Medtech Award: Das sind die drei Finalisten

Drei Unternehmen zeigen den State of the Art: Es geht um präzisere Tumor-Operationen, um Trainingshilfen für Schlaganfall-Patienten – und um Operationen in den Tiefen des Auges.

image

«Beeindruckend hoch»: Jeder dritte Arzt steigt aus

Neue Daten machen es offensichtlich: Die Gesundheitsbranche kann ihr Personal nur schlecht halten. Viele steigen aus. Und die meisten wechseln dann den Beruf und die Branche.