Spitalzentrum Biel: Zwei Chefärzte gehen

Chef-Kardiologe Christian Röthlisberger und Chef-Intensivmediziner Sven Ballnus verlassen das Centre hospitalier Bienne. Ein Zusammenhang bestehe nicht. Die Nachfolge ist in beiden Fällen noch offen.

, 26. Mai 2017 um 14:26
image
  • spital
  • personelles
  • spitalzentrum biel
  • kanton bern
Sven Ballnus arbeitet seit Februar 2015 als Chefarzt Intensivmedizin am Spitalzentrum Biel; das Arbeitsverhältnis wird nun per Ende November aufgelöst. Eine Sprecherin bestätigte, dass die «Zusammenarbeit in gegenseitigem Einvernehmen aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die künftige Weiterentwicklung der Intensivmedizin» beendet werde. Die Suche nach einer Nachfolgelösung sei im Gange.
Gestern wurde zudem bekannt, dass Christian Röthlisberger das öffentliche Spitalzentrum verlassen wird. Der Chefarzt Kardiologie will künftig in einer eigenen Praxis in Biel tätig sein. Christian Röthlisberger arbeitete seit 22 Jahren am Bieler Spitalzentrum, seit fünf Jahren amtierte er als Chefkardiologe.

«…es zählen nur Zahlen»

Die Kündigung wurde von Radio RJB gemeldet, wobei Röthlisberger seinen Schritt mit den Beziehungen zur Spitalleitung erklärte: «Unsere tägliche Arbeit wird nicht zum richtigen Wert geschätzt. Es zählen nur die Zahlen, sei dies der Case Mix Index oder die Taxpunktwerte. Ich habe den Eindruck, dass die Leitung ihre Ideen hat und dass die Ärzte einfach folgen sollten.»
Weiter monierte Röthlisberger einen Mangel an Entscheidungskompetenzen: «Ich bin für alles verantwortlich, aber kann nicht entscheiden», so der Kardiologe auf RJB.

Kurzer Generationenwechsel

Zwischen der Kündigung von Christian Röthlisberger und der Trennung von Chef-Intensivmediziner Sven Ballnus bestehe kein direkter Zusammenhang, teilt das Spitalzentrum mit.
Sven Ballnus’ Engagement war vor gut zwei Jahren als Generationenwechsel angekündigt worden: Der Facharzt für Anästhesiologie mit Zusatzbezeichnung Intensivmedizin löste 2015 Claudio Jenni ab, der nach über 30-jährigem Engagement am SZB in den Ruhestand trat. Sven Ballnus, damals 42, kam vom Westküstenklinikum Heide, wo er als Leitender Oberarzt tätig gewesen war; zugleich wirkte er damals als ärztlicher Leiter der Rettungsdienstakademie in Schleswig-Holstein.

Zwischen Hammer und Amboss

Zum Abgang des Kardiologie-Chefarztes Christian Röthlisberger verweist das Spitalzentrum auf den allgemeinen Druck, der seit Start des DRG-Systems auf den öffentlichen Spitälern laste. Der Chefarzt eines öffentlichen Spitals befinde sich tatsächlich in einer «nicht sehr komfortablen Lage», sagte der Medizinische Leiter Pierre-François Cuénod auf Radio RJB: «Denn er muss einerseits die ökonomischen Notwendigkeiten einbeziehen, andererseits hat er Ambitionen, um seinen Dienst zu entwickeln. Es ist nicht einfach, zwischen zwei so widersprüchlichen Elementen richtig zu entscheiden.»
Die Stelle des Chefarztes Kardiologie ist bereits wieder ausgeschrieben – anzutreten «ab sofort oder nach Vereinbarung».

  • Siehe auch: Spitalzentrum Biel: Neuer Chefarzt Onkologie. Martin Zweifel tritt die Nachfolge von Markus Borner an.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

image

Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

image

Spital Thusis: Zwischen Status Quo und Leistungsabbau

Soll das Spital Thusis in der heutigen Form erhalten bleiben – oder sich auf Kernbereiche beschränken? Dies die vorliegenden Szenarien. Ein Entscheid soll bis Mai 2025 fallen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.