Unsere These: Solche Geräte hat bald jeder

Es misst zahllose Gesundheitswerte, sammelt sie, zeichnet sie auf, überträgt sie in die Arztpraxis, schlägt auch Diagnosen vor: Der «Scanadu Scout» ist eine Art iPhone für den Medizinalltag.

, 27. Oktober 2015 um 14:49
image
  • trends
  • e-health
Gewiss, fast täglich werden neue Erfindungen angekündigt, welche die Medizin neu gestalten könnten. Aber dieses hier verschafft einem schon eine Ahnung, wohin der Trend geht: «Scanadu Scout»
Die kleine weisse Scheibe, seit kurzem auf dem US-Markt, ist eine Art Multifunktions-Testgerät: Man hält es an die Stirn, drückt es mit  zwei Zeigefinger und Daumen oder hält einen Finger hinein – je nachdem. Und dann erhält man Körpertemperatur, Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung (durch Pulsoxymetrie). Ferner macht der «Scout» auf Wunsch ein Elektrokardiogramm, er misst die Herzfrequenzvariabilität – und wer will, kann zum Gerät auch ein Set für Urintests bestellen und damit ein Dutzend weiterer Werte prüfen.

«Checken Sie Ihre Gesundheit so leicht wie Ihre Mails»

Kurz: Neue Erkenntnisse bietet das Gerät eigentlich nicht. Aber als Paket könnte es die Arbeit gerade von Hausärzten stark beeinflussen. Der «Scanadu Scout» ist rund 6 Zentimeter breit und 2 Zentimeter dick – er hat also etwa das Format eines Eishockey-Puck –, und er ist zu einem Preis unter 200 Franken zu haben.
Man kann sich also gut vorstellen, dass Geräte dieser Art bald schon in jedem Haushalt liegen werden – und dort die alten Fieber- und Blutdruckmesser ebenso ersetzen wie das Smartphone den CD-Player und das Tischtelefon verdrängt hat. 
Denn der «Scanadu Scout» richtet sich primär an die Laien: «Check your health as easily as your email», lautet ein Werbespruch der Herstellerfirma. «Checken Sie Ihre Gesundheit so leicht wie Ihre Mails.»

«Keine veralteten Magazine im Wartezimmer mehr»

Zugleich verkauft sich Scanadu – ein von einem belgischen Ingenieur in Kalifornien gegründetes Unternehmen – auch als Tool zur Kommunikation mit dem Arzt: «Jetzt müssen Sie nicht mehr veraltete Magazine im Wartezimmer lesen. Jetzt können Sie Ihre Werte mit Ihrem Arzt von zuhause aus teilen.» Was den einen oder anderen Besuch in der Praxis ersparen könnte…
Tatsächlich überträgt der weisse Medizin-Puck seine Daten über eine App auf das Handy – und von dort kann man sie weitersenden.
Für die Entwickler in Kalifornien ist dies übrigens nur der Anfang. Denn letztlich, so die Idee, liesse sich daraus ein recht umfassendes Notfall- und Betreuungssystem aufbauen, bei dem man via Scanadu Scout und Handy in sehr vielen Situationen auch die ersten diagnostischen Schritte tut. 
Zum Beispiel, indem man sich bei akuten Symptomen nicht nur eine erste Diagnose verschafft, sondern bei Bedarf auch gleich die nächste Notfallstation findet oder den notwendig gewordenen Arzttermin bucht.
Wie das geht? Das zeigt dieser Werbefilm:

Wie das klappt? Hier der Bericht eines unabhängigen Testers:
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

In der Schweiz leben die Menschen länger – aber kränker

Bei der Lebenserwartung schneidet die Schweiz gut ab. Aber: Besonders Schweizer Frauen erleben die Zusatzjahre bei schlechter Gesundheit.

image

Kantonsspital Baden: KI überwacht den Husten

Ein neues Gerät soll helfen, anrollende Infektionswellen zu erkennen – um früher Massnahmen einzuleiten.

image

In Zürich eröffnet erstes Longevity-Zentrum der Schweiz

Auch an der Universität Zürich und an der ETH wird zu Langlebigkeit geforscht. Krankenkassen sehen sich vor neuen Herausforderungen.

image

Das Medikament aus dem Kleiderschrank

Empa-Forschende haben Textilfasern entwickelt, die gezielt Heilmittel abgeben können.

image

Kritik am neuen Prostata-Test

Durchbruch in der Prostatakrebsprävention oder vor allem Marketing? Urologen sehen den neuen Stockholm 3-Test kritisch.

image

Studie: Unser Gesundheitswesen ist eine CO2-Schleuder

Der Gesundheitssektor verursacht fast 7 Prozent der Schweizer Treibhausgas-Emissionen. Im internationalen Vergleich steht die hiesige Branche nicht allzu sauber da.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.