Zwei Drittel der Schweizer Spitäler rechnen für das laufende Jahr mit roten Zahlen. Besonders mittlere und grosse Spitäler gehen von einem negativen Geschäftsergebnis aus, wie die Resultate einer Umfrage des Beratungsunternehmens Roland Berger bei den 150 grössten Schweizer Spitälern zeigen. Bei den mittelgrossen Spitälern - 200 bis 400 Betten - rechnen 80 Prozent mit einem Defizit; bei den Grossspitälern mit über 400 Betten sind es 75 Prozent. Kleinere Spitäler seien «aufgrund ihrer grösseren Flexibilität nicht ganz so stark betroffen», schreiben die Autoren. Doch auch in dieser Kategorie rechnen 55 Prozent mit einem Defizit.
Dass manche auch in der Krise Gewinn erwirtschaften, darauf deuteten etwa die Anfang
Herbst publik gewordenen Zahlen der Hirslanden-Gruppe hin. Die Ende September und in der ersten Oktoberhälfte durchgeführte Umfrage zeigt aber, dass private Anbieter insgesamt und grundsätzlich nicht besser durch die Krise kommen als Anbieter mit einer öffentlich-rechtlichen Trägerschaft.
So wirkte sich Corona auf die Bettenbelegung aus
Gemäss den Resultaten der Umfrage ging die Auslastung auf den Normalstationen zur Anfangszeit der Covid-19-Pandemie im März und April drastisch zurück. «Besonders bei kleinen und mittleren Spitälern war die Auslastung um nahezu 40 Prozentpunkte rückläufig», schreiben die Autoren. Konkret sank die Auslastung dort um von 89 auf 50 Prozent.
Und auf den Intensivstationen? Jene in den grossen Spitälern verzeichneten einen Auslastungszuwachs (plus 17 Prozentpunkte), bei kleineren und mittleren Spitälern sank die Auslastung auf den IPS aber - dies um 9 respektive 14 Prozentpunkte.
Umfrage wurde vor der zweiten Welle gemacht
Grundsätzlich rechneten 70 Prozent der Spitäler damit, dass sich die zuvor eingebrochenen stationären Patientenzahlen in den kommenden sechs Monaten erholen werden. Fraglich, ob die Spitäler das nun immer noch gleich sehen. Denn die Umfrage wurde just vor dem Start der zweiten Covid-19-Welle durchgeführt. Unklar bleibt deshalb auch, wie sich die zweite Covid-19-Welle auf die Prognosen und Zahlen der Spitäler auswirkt.
91 Prozent der Spitalunternehmen mit negativer Prognose
Klar ist: Wenn es um die mittelfristige Entwicklung geht, sehen - oder malen - die Spitäler schwarz. Das dürfte auch mit dem vom Bundesrat angedachten Massnahmen, die auch ein Benchmarking vorsehen, zu tun haben, gegen die sich die Spitäler vehement wehren.
Gemäss der Befragung sagen satte 81 Prozent der Spitalunternehmen, dass sie für die Spitalbranche eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in den kommenden fünf Jahren befürchteten.
Nur jedes zweite kleine Spital schrieb 2019 Gewinn
Das Ausnahmejahr 2020 trifft speziell die kleinen Spitäler zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Resultate der Umfrage zeigen einmal mehr, wie viele dieser Spitäler sich in einer angespannten finanziellen Situation befinden. 2019 schrieb nur knapp jedes zweite kleine Spital Gewinn. Bei den mittleren waren es 60 Prozent. Und von den Grossspitälern schrieben immerhin drei von vier Gewinn. Gleichzeitig arbeitete das restliche Viertel der Grossspitäler bereits 2019 - und damit bereits vor der Corona-Pandemie - defizitär.