So gross planen Private in Genf einen neuen Spital-Campus

Es ist ein gigantisches Vorhaben von privaten Investoren: Für 750 Millionen Franken wollen sie die Klinik «La Tour» zu einem Gesundheitszentrum ausbauen.

, 8. Februar 2023 um 10:25
image
Auf dem rot umrandeten Areal will die Privatklinik «La Tour» zwölf neue Gebäude bauen. | em
Die Genfer Milliardärs-Familie Latsis will einen riesigen Spital-Campus bauen. Sie hat vor zehn Jahren das Hôpital de la Tour in der Genfer Gemeinde Meyrin übernommen und will nun im grossen Stil weiter ins Gesundheitswesen investieren. 750 Millionen Franken soll das neue Zentrum kosten, wie die Zeitung «Tribune de Genève» schreibt.

Schon 2027 der erste Bau?

Die Investoren wollen auf dem Areal des bisherigen Spitals ein Dutzend weitere Gebäude erstellen. Das erste Gebäude könnte 2027 in Betrieb genommen werden, sagt Pierre Guth, Direktor von Ergon, der Immobiliengesellschaft, welche die Investoren gegründet haben.

Ein Spital mit Hausärzten

Auf dem Gesundheits-Campus soll unter anderem ein «Familien-Spital» entstehen, wie es der La-Tour-Direktor Rodolphe Eurin nennt. Heute suche man Notfallstationen auf wie früher den Hausarzt. «Warum sollen die Allgemeinmediziner also ihre Arbeit nicht in einem Spital ausüben und damit auch gleich für die Vor- und Nachsorge verantwortlich sein?», fragt Eurin.
Auf dem Campus wird es auch Platz geben für neue Unternehmen aus der Medizintechnik, Forschung und Entwicklung sowie für eine Gesundheitsfachschule. Ausserdem könnte es ein Patientenhotel, ein Zentrum für Rehabilitation und eine Apotheke geben.

Günstigere Medizin?

Doch ist so ein neuer teurer Spital-Campus heute überhaupt noch zeitgemäss? Ist es sinnvoll und vernünftig, das medizinische Angebot zu erhöhen? Der La-Tour-Direktor kontert: Was zähle, seien die Kosten der ganzen Behandlung. Sein Spital versuche diese Kosten zu optimieren. So habe man beispielsweise in der Sportmedizin den tiefsten Anteil an Operationen von Kreuzbandrissen, da man die nicht-operative Behandlung bevorzuge. Das spare Kosten.
Im neuen Campus sollen auch neue Behandlungsmethoden und mehr Vorsorge die Gesundheitskosten zu senken, sagt Jenny Paizi, die Vertreterin der Investoren.

Ein neuer Trumpf für Genf

Insgesamt 3000 Arbeitsplätze soll es auf dem Areal geben. Derzeit sind es im Spital 1100 Arbeitsplätze. Die Genfer Behörden jedenfalls freuen sich über die Pläne. Eine so hohe Investition komme nicht häufig vor. Es sei ein grosser Trumpf für den Kanton.
Dass private Investoren so viel Geld für Gesundheitseinrichtungen ausgeben, ist ungewöhnlich. Der neue Campus kann sich mit einer grossen Investition der Berner Insel-Gruppe messen: Das neue Insel-Hauptgebäude mit 3000 neuen Räumen kostet 650 Millionen Franken.

Auch SMN baut an Gesundheits-Campus

Die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network(SMN) eröffnet nächstes Jahr ebenfalls einen Medizin-Campus, den «Genolier Innovation Hub». Es liegt nur 30 Kilometer von Meyrin entfernt oberhalb von Nyon. Dessen Ausmass und Kosten sind allerdings weit kleiner: 100 Millionen Franken kostet das Projekt von SMN-Chef Antoine Hubert.

  • spital
  • genf
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

image

Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

image

Spital Thusis: Zwischen Status Quo und Leistungsabbau

Soll das Spital Thusis in der heutigen Form erhalten bleiben – oder sich auf Kernbereiche beschränken? Dies die vorliegenden Szenarien. Ein Entscheid soll bis Mai 2025 fallen.

Vom gleichen Autor

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Pflegefachleute verschreiben so sachkundig wie Ärzte

Das dürfte das Pflegepersonal freuen: Es stellt laut einer US-Studie genauso kompetent Arzneimittel-Rezepte aus wie Ärzte.

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.