«Vollkommen unangebracht und realitätsfremd»

Die Spitäler kontern die Forderung des Preisüberwachers nach tieferen Tarifen.

, 29. Februar 2024 um 03:36
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Monsieur Prix Stefan Meierhans, hier in einem TV-Interview auf RTS.
Es war klar, dass der Mann da in ein Wespennest sticht: Preisüberwacher Stefan Meierhans brachte in seinem Jahresbericht unter anderem die Forderung auf, dass die Spitaltarife zu senken sind. Im stationären Bereich fehlten Effizienzkriterien – und da die Kantone sowohl als Besitzer von Spitälern wie als Akteure in der Tarif-Festsetzung auftreten, seien sie denkbar schlecht geeignet, um hier dämpfend zu wirken.
Die Kantons- und Spitallobby habe es geschafft, das Wirtschaftlichkeits-Prinzip «sogleich wieder ausser Kraft zu setzen», so eine provokative Aussage im Bericht. Oder: «Nach wie vor sind die Tarife überhöht und die Spitalinfrastruktur ist aufgebläht.»
Umgehend widersprachen diverse Spitaldirektoren – ob aus privaten oder staatlichen Kliniken – in den sozialen Medien. Und nun folgt auch der Spitalverband H+ mit einen offiziellen Statement: Meierhans’ Forderung nach einer Senkung der Spitaltarife sei «vollkommen unangebracht und realitätsfremd».

Gefährdung der Versorgung

Bereits jetzt deckten die Tarife die anfallenden Kosten bei Weitem nicht – insbesondere im ambulanten Bereich, wo die Unterdeckung 30 Prozent beträgt. «In der durch Inflation und Fachkräftemangel besonders herausfordernden Zeit diese Tarife noch weiter senken zu wollen, würde viele Spitäler und Kliniken in ihrer Existenz bedrohen und die Gesundheitsversorgung akut gefährden», so die Replik.
Tatsächlich deuteten in den letzten Wochen bereits mehrere Spitäler an, dass sie im Jahr 2023 ein Defizit einfuhren; und stets kamen sie auf dieselbe Interpretation – nämlich dass einerseits die Personal-, Energie- und anderen Kosten gestiegen sind, während sich bei den Tarifen gar nichts tat.
Die Notlage der Spitäler bei gleichzeitig steigenden Krankenkassenprämien zeige deutlich: «Eine grundlegende Überarbeitung des Tarifsystems ist nötig», so der Standpunkt von H+. «Und keinesfalls eine allgemeine Reduzierung der Tarife.»
Dafür habe man mit dem Kassenverband Santésuisse ambulante Pauschalen entwickelt, die zusammen mit Elementen des Tardoc zu einem kohärenten Tarifsystem zusammengeführt werden könnten.
Im stationären Bereich wiederum seien Pauschalen ein wirksames Instrument gegen Fehlanreize. Sie könnten zudem laufend den Kostenentwicklungen angepasst werden und schafften für alle Beteiligten mehr Transparenz und Fairness. Hier seien doch die Forderungen des Preisüberwachers erfüllt.
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