Langjähriger Insel-Chefarzt: «Das ist keine normale Fluktuation»

Der ehemalige Insel-Onkologe Martin Fey zählt Beispiele auf von Spitzenleuten, welche dem Spital den Rücken gekehrt haben. Unfreiwillig.

, 5. April 2024 um 05:12
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Martin Fey - hier auf einem Bild aus der Zeit, als er noch Insel-Chefarzt war. | zvg
Vor gut einer Woche forderten 42 Klinikdirektoren und Chefärzte des Berner Inselspitals mehr Mitsprache. Sie kritisierten, dass die Spitalleitung und die Ärzteschaft immer weiter auseinanderdriften würden.
Ähnliche Kritik äusserte zuvor auch eine Gruppe von ehemaligen Kaderärzten. «Man hat eine echte Mobbing-Kultur etabliert», sagte beispielsweise Peter Villiger in einem Beitrag von Radio SRF. Er hatte von 1999 bis 2020 die Klinik für Rheumatologie und Immunologie am Inselspital geleitet.
Dem widersprach die Spitalleitung. Die Fluktuation sei nicht höher als sonst. Sie sei stabil, sagte Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver.

«Erschreckende Frequenz» der Abgänge

Das sieht ein ehemaliger Chefarzt anders. Martin Fey arbeitete während drei Jahrzehnten am Inselspital. 1993 bis 2017 war er Chefarzt der medizinischen Onkologie.
«Während meiner Zeit gab es zweifellos gelegentlich einmal den Abgang einer Kaderperson, aber nicht häufig und vor allem nicht systematisch. Hingegen haben in den letzten Jahren viele Spitzenleute mit meines Erachtens erschreckender Frequenz das Inselspital verlassen», sagt Fey gegenüber Medinside. Nicht wenige seien offenbar unter Zwang und nicht aus eigenem Antrieb gegangen.
Fey nennt als Beispiele:
  • Herzchirurg Thierry Carrel
  • Iris Baumgartner, Klinik-Direktorin der Angiologie
  • Ralph Schmid, Klinik-Direktor und Chefarzt Thoraxchirurgie
  • Hämatologe Nicolas Bonadies. Er sagt heute: An «der Insel» könne man Kritik kaum äussern – gerade, wenn es um Forschung geht. Denn dann müsse man mit Benachteiligung rechnen.
  • Rheumatologie-Klinikleiter Peter Villiger
  • Kinderherzchirurg Alexander Kadner
  • Charles de Montmollin, Chefarzt Chirurgie in Aarberg. Er war nicht einverstanden mit der Strategie der Insel-Gruppe.
Das gleiche Schicksal ereilte offenbar auch Pflege-Leitende. Derartige Massnahmen entsprächen nicht «normalen» Personal-Fluktuationen im Kader, wie es der Verwaltungsratspräsident Pulver glauben machen wolle, sagt Martin Fey.

«Kritische Analyse wäre am Platz»

Er betont: Kompetente Ärzte- und Pflege-Kaderpersonen seien für ein Spital zentral, «gerade für das Flaggschiff-Spital im Kanton Bern in seiner finanziellen Schieflage». Und er ergänzt: «Es ist daran zu erinnern, dass Patienten ans Inselspital kommen wegen hervorragender Ärzte und Pflege und nicht wegen der Direktion oder der Administration.» Eine kritische Analyse wäre am Platz, findet Fey.

Personalabteilung braucht Hilfe bei Zeugnissen

Offenbar muss die Insel-Gruppe derzeit so viele Arbeitszeugnisse ausstellen, dass sie sich nach einer neuen Lösung umschaut. Auf der Plattform für öffentliches Beschaffungswesen Simap hat die Insel-Direktion einen entsprechenden Auftrag ausgeschrieben. Gesucht wird eine Computer-Software, welche die Personalabteilung beim Erstellen von Arbeitszeugnissen entlastet. Arbeitszeugnisse werden in der Regel bei der Beendigung eines Arbeitsverhältnisses ausgestellt.
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Ausschnitt simap.ch


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