Nach Auffassung von Andreas Gattiker, CEO im Kantonsspital Obwalden, sollten Routineeingriffe in Spitälern wieder erlaubt sein - jedenfalls dort, wo kaum positiv getestete Corona-Patienten zu finden sind. Dies sagte der Spitaldirektor und frühere Arzt gegenüber
Medinside.
Gattiker ist mit dieser Meinung nicht allein. Auch Orsola Vettori, Direktorin im Spital Zollikerberg, übt im «Tages-Anzeiger» vom Ostersamstag Kritik am Operationsstopp. «Es wäre Zeit, den Stopp von nicht dringend angezeigten medizinischen Eingriffen und Therapien zu beenden», sagt sie. «Meine Kollegen in den anderen Zürcher Spitälern und ich wünschen uns, so rasch wie möglich den Normalbetrieb wiederaufnehmen zu können.»
Und wenn die Corona-Welle, wie vom Bund befürchtet, über die Schweiz rollen sollte, könnten die Spitäler die nötigen Betten «freischaufeln», ist Orsola Vettori überzeugt. Die Zürcher Spitäler seien so vernetzt, dass man binnen weniger Tage die notwendige Kapazität bereitstellen könnte - auch dank der bereits getätigten Vorkehrungen.
Mehr Flexibilität gewünscht
«Mit dieser Flexibilität müsste man arbeiten, statt teure Ressourcen wochenlang leer stehen zu lassen», erklärt Vettori im «Tagi». Wie Andreas Gattiker vom Kantonsspital Obwalden hätte sich auch sein Pendant vom Zollikerberg vom Bundesrat eine massvolle, differenzierte Lockerung gewünscht.
In den 36 Betten der Intensivstation im Spital Zollikerberg lagen bisher nie mehr als 6 Corona-Patienten. Und in den Zürcher Spitälern insgesamt werden derzeit laut Orsola Vettori 50 Corona-Patienten beatmet, rund 160 Plätze seien frei.
Dass also der Bundesrat die Massnahmen bis mindestens zum 26. April verlängerte, findet die 61-jährige Juristin schwierig, die das Spital Zollikerberg schon seit 19 Jahren leitet. Die Erträge seien im März um mehrere Millionen Franken eingebrochen. Dauert der Zustand noch einige Wochen an, summierten sich die Mindereinnahmen der Zürcher Spitäler auf einen dreistelligen Millionenbetrag.
Auch Swiss Medical Network macht Druck
Drei Wochen nach Inkrafttreten der zwingenden Massnahmen des Bundes steht das Gesundheitssystem vor neuen Risiken in Zusammenhang mit dem Aufschub von Eingriffen, schreibt die Privatklinikgruppe Swiss Medical Network mit Sitz in Genolier in einer Medienmitteilung.
Eine Anpassung dieser Vorkehrungen scheine nötig, ohne jedoch den Kampf gegen die Pandemie und deren mögliches Wideraufflammen zu beinträchtigen. Swiss Medical Network habe eine Organisation geschaffen, die es jeder ihrer 21 Kliniken wie auch den ambulanten Zentren, die in 13 Kantonen verteilt seien, ermöglicht, bei einem Wiederaufflammen der Epidemie jederzeit und innerhalb von 24 bis 48 Stunden Kapazitäten freizumachen.
Durch diese Flexibilität sei Swiss Medical Network für die schrittweise Wiederaufnahme der Tätigkeiten bereit, wenn der Bund dies bewillige. So könne man gleichzeitig den Patienten und dem Personal absolute Sicherheit gewährleisten. «Damit ist auch die nötige Flexibilität gewährleistet, um bei Bedarf Covid-Patienten aufzunehmen», so die Spitalgruppe im Communiqué.