Bilokation, also gleichzeitig an mehreren Orten zu sein. Was nur in Fantasy- oder Science-Fiction-Werken möglich ist - und von Esoterikern manchen spirituellen Figuren zugeschrieben wird -, scheint für den Zürcher Chefarzt Daniel Fink Alltag zu sein.
Gestützt auf 130 Operationspläne des Unispitals Zürich (USZ) zeichnet die «NZZ am Sonntag» nach, wie Fink ein nach menschlichen Massstäben und Ermessen kaum zu bewältigendes Programm stemmt. So hat er etwa an einem Nachmittag am Stück sieben Sprechstunden durchgeführt - und stand dabei gemäss Programm auch noch im Operationssaal, der 300 Meter entfernt liegt. Dass der Gynäkologe mehrere sich überschneidende oder parallel stattfindende Operation gleichzeitig durchführt, ist gemäss der Zeitung kein Einzelfall, sondern «System».
Doch wieso will Fink überall gleichzeitig sein? Einen Erklärungsansatz liefert eine weitere Auffälligkeit der Operationsplänen: Die parallel eingetragenen Eingriffe und Sprechstunden betreffen allesamt privat- oder halbprivatversicherte Patientinnen. An diesen verdienen Chefärzte satte Zusatzverdienste, welche den Hauptlohn in der Regel deutlich übersteigen.
Geht es ums Geld - oder um das Wohl der Patientinnen?
Im NZZaS-Artikel wird Jürg Hodler, ärztlicher Direktor des Universitätsspitals Zürich zitiert, wonach es keinen finanziellen Anreiz gebe, mehr zu operieren. Für Fink ergäben sich aus seiner Operationsplanung keine persönlichen Vorteile.
Doch nicht alle sehen das so: Von der NZZaS befragte Ärztinnen und Ärzte aus anderen Spitälern haben nur eine Erklärung: Ein solches Verhalten ziele darauf ab, möglichst viel Einkünfte zu erzielen. Zudem sei es zwar nicht aussergewöhnlich, dass die Chefärzte nicht von Anfang bis zum Schluss dabei seien. Derart kurz, wie Fink aufgrund seiner Planungen in der Agenda dabei sein könne, sei aber ungewöhnlich.
Und was sagt Fink? Er entspreche damit einem Wunsch der Patientinnen, von ihm selbst operiert zu werden.
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