Wer heiratet, hat einen gesetzlichen Anspruch von mindestens zwei Freitagen. So weit so gut. Bei der Geburt eines Kindes haben Väter dagegen nur Anrecht auf einen einzigen Freitag. So bleibt kaum Zeit, bei der Entbindung dabei zu sein. Gar keine Zeit bleibt, um in der neuen Familiensituation als Vater präsent zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Dies steht im Widerspruch zu den Bedürfnissen und Ansprüchen der Männern und Familien.
Um zumindest etwas Abhilfe zu schaffen, fordert eine hängige Volksinitiative vier Wochen (20 Arbeitstage) Vaterschaftsurlaub. Doch dem Bundesparlament scheint selbst dies zu viel - ein Gegenvorschlag von zwei Wochen (10 Tage) steht im Raum. Doch wie sieht die Situation in den Spitälern aus?
Schliesslich haben die Arbeitgeber bereits jetzt die Möglichkeit, über das knappe gesetzliche Minimum hinauszugehen. Medinside hat dazu schweizweit allen Spitälern eine Umfrage geschickt. 64 der angeschriebenen Spitäler haben die Fragen beantwortet.
Dieses Spital gewährt nur einen freien Tag
Die Auswertung zeigt: Mit nur einem freien Tag müssen die wenigsten Väter vorlieb nehmen. Einzig ein St. Galler Privatspital, die Rosenbergklinik, und eine im Kanton Zürich im Suchtbereich tätige Organisation gehen nicht über das Minimum hinaus. Dennoch beträgt der Anteil der Spitäler, die weniger als 5 Tage Vaterschaftsurlaub gewährt, satte 29 Prozent.
Auch gewähren mehrere grosse Kantonsspitäler ihren Mitarbeitern nur 2 Tage Vaterschaftsurlaub - so etwa das Kantonsspital Solothurn oder das Kantonsspital Obwalden. Das Kantonsspital Aargau gewährt die gemäss GAV vorgeschriebenen 3 Freitage.
Hier ist der Urlaub am längsten
Spitzenreiter ist das Schweizer Paraplegiker-Zentrum. Dieses gewährt mehr als zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Auch die Angestellten der Zürcher Stadtspitäler Triemli und Waid dürften bald in Genuss von drei Wochen Vaterschafsurlaub kommen. Die Zürcher Stadtregierung hat einen Grundsatzentscheid für einen 15-tägigen Urlaub getroffen, der für alle Stadtangestellten gelten soll. Die Umsetzung sei aber noch ausstehend, teilt die Stadt mit.
Im Kanton Bern schreibt der seit 2018 gültige Spital-GAV derweil vor, dass alle Spitäler mindestens zwei Wochen (10 Tage) Vaterschaftsurlaub gewähren müssen. Insgesamt haben 27 Prozent der Spitäler angegeben, eine zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub zu haben - viele davon stammen aus dem Kanton Bern. Doch auch in anderen Kantonen geben Spitäler zwei Wochen Urlaub. So etwa die Kantonsspitäler Baselland und Jura. Auch der GAV des Unispital Basels sieht einen zweiwöchigen Urlaub vor. Teilweise kennen auch kleiner Spitäler - wie etwa jenes in Bülach - eine Regelung mit zwei Urlaubswochen.
Fast die Hälfte der Spitäler (45 Prozent) gewährt aber nur eine Woche (5 Arbeitstage) Vaterschaftsurlaub. So etwa auch das Unispital Zürich oder das CHUV in Lausanne.
Ärzte erhalten mehr als das restliche Personal
Viele Spitäler geben just jene Anzahl Tage, welche sie gemäss dem lokal geltenden GAV im Minimum gewähren müssen. Da diese GAV für verschiedene Berufsgruppen teilweise separat abgeschlossen werden, kann es zu merkwürdigen Regelungen kommen. So meldet ein Tessiner Privatspital, dass der Vaterschaftsurlaub für die Ärzte 5 Tage betrage, für das restliche Personal aber nur deren 3. Man habe sich aber zum Ziel gesetzt, die Dauer des Urlaubs für alle Mitarbeiter zu harmonisieren.
Grösse und Art des Spitals spielt kaum eine Rolle
Die Auswertung der nicht repräsentative Umfrage zeigt, dass es zwischen der Grösse resp. Art des Spitals und der Länge des Vaterschaftsurlaubs kaum einen Zusammenhang gibt.
Einzig bei den psychiatrischen Kliniken scheint der Vaterschaftsurlaub in der Tendenz etwas länger zu sein als im Schnitt. Auch die Privatspitäler fallen nicht aus der Reihe. So gewährt etwa die Berner Lindenhofgruppe 10 Tage und die Basler Bethesda-Spital 5 Tage. Die grosse Hirslandengruppe gewährt derweil 3-4 Tage. Die andere grosse Privatspitalgruppe, das Swiss Medical Network, hat die ANfrage nicht beantwortet.
Urlaub statt 13. Monatslohn
Manche Spitäler ermöglichen es den Mitarbeitern aber, zusätzlich zum Vaterschaftsurlaub einfacher unbezahlten Urlaub zu beziehen. So steht Mitarbeitern des Kantonsspitals Winterthur (Vaterschaftsurlaub 5 Tage) während des 1. Lebensjahres des Kindes auf Wunsch ein unbezahlter Monat zu. Die gleiche Regelung kennt auch das Kantonsspital Luzern. und in der Psychiatrie St. Gallen Nord (Vaterschaftsurlaub 5 Tage) können die Väter ihren 13. Monatslohn gegen vier zusätzliche Urlaubswochen eintauschen. Auch weitere Spitäler und GAV sehen ähnliche Regelungen vor.