In Akutspitäler gehören die Fallpauschalen inzwischen schon fast zum Standard. In der Psychiatrie erfolgte die Umstellung auf ein DRG-Modell derweil erst vor zwei Jahren. Doch in den Psychiatrischen Kliniken sind viele nicht glücklich mit dem neuen Modell. Der Grund: Der Druck auf das Personal steigt an, wie Mitarbeitende berichten. Involvierte Fachpersonen kritisieren zudem, dass die Tarifstruktur in der Praxis zu Einschränkungen und Verschlechterung bei den Behandlungen führe. Das zeigen Recherchen von Medinside.
So bemängelt etwa die Schweizerische Vereinigung Klinischer Psychologinnen und Psychologen (SVKP), dass sich der Tarpsy besonders auf die Spezialstationen in der Psychiatrie ausgewirkt.
Therapiesetting nicht mehr möglich
SVKP-Präsident Christopher Schuetz erklärt gegenüber von Medinside, dass etwa «Belastungsurlaube am Wochenende mit Tarpsy nicht mehr möglich sind». Dies weil die Patienten aufgrund des Tarpsy jede Nacht in der Klinik übernachten müssen.» Schuetz bedauert dies. Denn auf Spezialabteilungen wie Trauma-, Jugend- und Adoleszentenstationen, aber auch in Suchtfachkliniken seien solche Belastungsurlaube eine probate Möglichkeit, die Rückkehr aus dem stationären Setting in den Alltag zu testen.
«Dadurch dass die Patienten mit Tarpsy jede Nacht im stationären Setting verbringen müssen, fällt dieses therapeutische Mittel weg». Zudem werde nun an den Wochenende mehr Personal benötigt, um die zusätzlichen Wochenendaktivitäten aufrechterhalten zu können, so Schuetz.
Druck gestiegen - Situation verschlechtert
Der Tarpsy habe den Druck erhöht, die Betten aus ökonomischen Gründen ständig belegt zu halten, sagt Bruno Facci Präsident der Vereinigung der Angehörigen von psychisch Kranken (VASK). Diese hatte sich bereit gegen die Einführung des Tarpsy gewehrt. Facci kritisiert gegenüber von Medinisde, dass der Tarpsy zu mehr administrativem Aufwand führe.
So hätten die Kliniken zusätzliche Controller angestellt. Auch auf den Stationen steige die Papierarbeit an. Dies sorge dafür, dass weniger Ressourcen für die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehe. «Von Angehörigen war schon vor Einführung des Tarpsy zu hören, dass die Behandelnden und Pflegenden kaum noch Zeit für Gespräche haben und sich immer länger hinter Computern verschanzen.» Diese Situation habe sich seit der Einführung des Tarpsy eher verschlimmert.
Medinside publiziert in den kommenden Wochen weitere Artikel zum Thema Tarpsy. Haben Sie dazu einen interessanten Hinweis? Schreiben Sie uns unter info@medinside.ch