Stress auf den Stationen wegen bezahlter Umkleidezeit

Im St. Galler Kantonsspital fehle die Zeit für die Arbeit mit den Patienten, bemängeln die Angestellten. Der Kanton will aber kein zusätzliches Personal einstellen.

, 14. August 2020 um 08:40
image
Sie ist für Pflegefachkräfte ein Ärgernis - und in vielen Spitälern und Kantonen Grund für hitzige Diskussionen zwischen Arbeitgebern und Angestellten: die Umkleidezeit. Bis vor Kurzem war sie sehr oft nicht bezahlt. Nach Widerstand seitens des Personals gilt die Zeit in der Garderobe in immer mehr Einrichtungen als Arbeitszeit. Dass damit aber noch nicht alle Probleme gelöst sind, zeigt sich aktuell in St. Gallen.

Nicht zufrieden

Seit Angang Jahr gilt am Kantonsspital St.Gallen eine neue Regelung. Diese sieht vor, dass die Umkleidezeit Arbeitszeit ist. Seither ist die Arbeitszeit auf den Stationen entsprechend verkürzt. Und weil kein zusätzliches Personal eingestellt wurde, muss das Personal auf den Stationen die gleiche Arbeit wie bisher in kürzerer Zeit absolvieren. Das sorgt für Unmut, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet. Eine Pflegefachfrau wird wie folgt zitiert: «Wir sind vor der neuen Regelung nicht herumgelungert, haben nicht Däumchen gedreht und auf den Feierabend gewartet.» Nun habe man für die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten noch weniger Zeit.
Bei der Gewerkschaft VPOD Ostschweiz, die die neue Regelung im Namen der Pflegefachkräfte mitverhandelt hat, ist man mit der Umsetzung nicht zufrieden. Zwar sei «eine Verdichtung der Arbeitszeit ist in einem ersten Schritt akzeptabel.» Doch das dürfe nicht so bleiben. Das Kantonsspital stellt Optimierungen in Aussicht - mehr Personal werde aber nicht eingestellt.
Im Spätherbst treffen sich die Verhandlungsparteien erneut.


Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

So wird KI fit für die klinische Routine

Vivantes integriert mit clinalytix KI in die täglichen Behandlungsprozesse

image

GZO Spital Wetzikon: Definitive Nachlassstundung bewilligt

Damit wird dem Spital Wetzikon die benötigte Zeit eingeräumt, um das Sanierungskonzept anzugehen.

image

Das MediData-Netz: Damit alle profitieren

Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist dringend und bringt Vorteile für Health Professionals und Patient:innen. Die Standardisierung des Forums Datenaustauschs ermöglicht eine sichere Vernetzung und effiziente Prozesse. Das MediData-Netz ermöglicht die schnelle Implementierung neuer Lösungen.

image

Gesundheitsfördernde Materialien gesucht?

Die Wahl passender Materialien ist bei Neu- und Umbauten eine grosse Herausforderung – auch im Gesundheitsbereich. Denn diese müssen unterschiedlichen und hohen Anforderungen gerecht werden. Nicht immer ist das jahrelang Eingesetzte die beste Wahl und neue Alternativen haben es schwer.

image

Spitäler Schaffhausen: Gesamterneuerung teurer, Kosten bei 330 Millionen Franken

Dabei soll der Kanton insgesamt 130 Millionen Franken beitragen.

image

Advanced Practice: MSc Physiotherapie an der BFH

Um die Anforderungen an erweiterte Rollen in der Physiotherapie zu erfüllen, braucht es wissenschaftlich fundierte Expertise. Hier setzt das Master-Studium Physiotherapie der BFH an. Im Herbst 2025 startet die nächste Durchführung mit den Schwerpunkten Neurologie, Professionsentwicklung und Sport.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.