Corona: «Untervarianten von BA2 bereiten am meisten Sorgen»

Laut dem Biophysiker Richard Neher bereiten Untervarianten von BA2 derzeit am meisten Sorgen.

, 7. Oktober 2022 um 08:46
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«Es gibt kaum noch immun-naive Menschen bei uns.» Richard Neher, Biophysiker der Universität Basel. | Bild: Uni Basel
Das Arbeitsgebiet von Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel ist die Erforschung der Evolution von RNA-Viren. Laut seiner Beobachtung würden viele, oft seltene Varianten des Coronavirus gar nicht sequenziert. Wie viele es genau sind, sei nicht bekannt. «Wir verfolgen derzeit einige Dutzend. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf verschiedenen Varianten aus der Omikronfamilie, insbesondere Untervarianten von BA.2 und BA.5.»
Das sagt Richard Neher in einem Interview, zu lesen ist es auf der Website der Universität Basel. Wie der Biophysiker im Interview weiter ausführt, war BA.5 hier im Sommer die dominierende Variante und habe zu einer hohen Anzahl an Infektionen geführt. Sie habe im Frühjahr bei uns die dominierende Variante BA.2 verdrängt. In Südasien soll es hingegen kaum BA.5 gegeben haben.

Antikörper können Untervarianten weniger gut erkennen

Sowohl BA.2 als auch BA.5 hätten sich mittlerweile weiterentwickelt und viele Untervarianten gebildet, die zum Teil weniger gut von Antikörpern erkannt würden. Diese alle haben laut Neher das Potenzial, eine neue Welle auszulösen. Andere Varianten, wie zum Beispiel BA.1 oder Delta, würden nur noch sporadisch auftreten.
Am meisten Sorgen bereiten derzeit Untervarianten von BA2. Sie hätten sich sehr weit von der ursprünglichen BA.2-Variante wegentwickelt und wiesen Veränderungen auf, die von Antikörpern weniger gut erkannt würden. Sie seien zwar noch selten, nähmen aber an Häufigkeit zu.
Doch schwere Verläufe werden seltener sein als zu Beginn der Pandemie. Inzwischen sind fast alle Menschen geimpft oder haben sich mit dem Virus infiziert. «Es gibt also kaum noch immun-naive Menschen bei uns», sagt Neher. Diese Grundimmunität schütze zwar nicht vollständig vor Infektion, aber unser Immunsystem könne sehr viel schneller eine geeignete Antwort auf die Infektion finden und das Virus bekämpfen.
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