KI: Diese Berufe könnte es im Jahr 2030 nicht mehr geben

Eine aktuelle Studie zeigt, welche Berufe in Zukunft der künstlichen Intelligenz zum Opfer fallen könnten. Medizinische Tätigkeiten gehören nicht dazu.

, 3. August 2023 um 06:01
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Die Nachfrage nach Pflegekräften wird auch in Zukunft gross sein. | Unsplash
Künstliche Intelligenz setzt sich zunehmend auch in der Medizin durch und vor allem in der medizinischen Bildgebung wird KI heute bereits regelmässig eingesetzt, insbesondere sogenannte Deep-Learning-Modelle (Medinside berichtete hier). Die Sorge, dass dereinst medizinische Berufe durch KI ersetzt werden könnten, ist jedoch unbegründet, wie eine aktuelle McKinsey-Studie zeigt.

Verlierer: Kundendienst und Verkauf

Laut der Studie werden bis 2030 11,8 Millionen Amerikaner den Job wechseln müssen - auch als Folge der zunehmenden Automatisierung. Bis zu 30 Prozent der derzeit in den USA geleisteten Arbeitsstunden könnten demnach bis 2030 automatisiert werden. Etwa 75 Prozent der prognostizierten Arbeitsplatzverluste werden auf vier Kategorien entfallen: Bürounterstützung, Kundendienst und Verkauf, Gastronomie und Produktionsarbeit (zum Beispiel Fertigung). Erwartet wird dass die Arbeitnehmer im unteren Lohnsegment am stärksten von diesen Veränderungen betroffen sein werden.

Steigende Nachfrage nach Berufen im Gesundheitswesen

Gleichzeitig zeigt die Studie, dass die Nachfrage nach Berufen im Gesundheitswesen erheblich steigen wird – und zwar vom Krankenpflege bis hin zu Chirurgen und Radiologen. KI wird demnach keine Arbeitsplätze in der Gesundheitsbranche vernichten, sondern könnte vielmehr deren Arbeit verbessern. Etwa, wenn KI für chronisch überlasteten Notfallstationen zur Triage genutzt wird oder die Einsatzplanung und die Administrationsflut dank KI vereinfacht werden.
Nachgefragt bei Christian Greis, Dermatologe am Universitätsspital Zürich USZ
Worin sehen Sie die hauptsächlichen Vorteile der KI? Durch die Unterstützung von KI können Prozesse vereinfacht und eine Verbesserung der diagnostischen Genauigkeit erreicht werden. KI eignet sich in unserem Fachgebiet sehr gut, um etwa den Schweregrad oder die Ausdehnung von Läsionen zu bewerten. Auch in der Spracherkennung ist KI äusserts hilfreich, etwa beim Diktieren der Arztberichte.
Wie steht es um die erhoffte Zeitersparnis? Wenn man KI richtig einsetzt, kann diese zu deutlicher Zeitersparnis führen. Nebst der angesprochenen Spracherkennung beim Diktieren von Berichten, können neuartige KI-Modelle (vgl. z.B. Chat-GPT) bereits eigens krankheitsspezifische Arztberichte erstellen, die dann nur noch Korrektur gelesen werden müssen. Auch bei der Flächenausmessung von Hauterkrankungen zur Bestimmung des Schweregrades kann KI innert Sekunden und sehr präzise unterstützen.
Wie gross ist die Bereitschaft der Ärzteschaft, sich mit KI auseinanderzusetzen? Anfänglich war eine gewisse Skepsis im Sinne von ‘bin ich als Dermatologe irgendwann überflüssig’ spürbar. Inzwischen ist bei der Ärzteschaft aber eine positive Haltung gegenüber KI vorhanden und der Nutzen durch KI ersichtlich. Die künstliche Intelligenz kann Ärzte nicht ersetzen, aber unterstützen – und das müssen wir nutzen!
Ist KI überhaupt schon genügend im Klinikalltag integriert? Jein. Es wird aktuell sehr viel geforscht auf dem Gebiet und spannende Pilotprojekte sind am Laufen. Im Klinikalltag angekommen und integriert ist es jedoch noch nicht genügend. In der Dermatologie wird die KI bereits flächendeckend in der Muttermal- bzw. Melanomdiagnostik eingesetzt.
Was müsste sich hier ändern? Ein grosses Thema sind Regularien, insbesondere in Hinblick auf den Datenschutz, die die flächenmässige Nutzbarkeit KI-basierter Applikationen einschränkt. Datenschutz ist äusserst wichtig und wurde mit den neuerlichen Anpassungen der Datenschutzverordnung nochmals gestärkt. Nichtsdestotrotz - Länder mit weniger strengen Regularien und politischen Einschränkungen werden künftig in diesen Bereichen führend sein.
Das Interview erschien erstmals in leicht veränderter Form im Juni 2023



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