Weshalb ist der Frauenanteil in Ihrem Ärztekader derart hoch?

Das Kantonsspital Winterthur hat einen überdurchschnittlich hohen Frauenanteil bei den leitenden Ärzten. Der HR-Verantwortliche des Spitals sagt, was die Gründe dafür sind.

, 23. November 2018 um 08:30
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Thomas Brönnimann, in keinem der von Medinside befragten Spitälern liegt der Frauenanteil bei den Chef- und Leitenden Ärzten und Ärztinnen so hoch wie im Kantonsspital Winterthur? Was machen Sie besser?
Dem Kantonsspital Winterthur (KSW) ist es ein Anliegen, allen Mitarbeitenden möglichst attraktive Anstellungsbedingungen bieten zu können. Wichtig ist uns dabei, den jeweiligen Lebensphasen angepasste Lösungen zu suchen. Arbeitszeitsmodelle spielen eine zentrale Rolle.
Die Präsidentin des Schweizer Ärztinnenverbandes Medical Women sagt, der Frauenanteil sei in allen Spitälern zu tief. Dies auch, weil Teilzeitmodelle von den Arbeitgebern nicht erwünscht seien.
Im KSW wird sehr häufig Teilzeit gearbeitet. Dies ermöglicht, gute Mitarbeitende zu halten, fördert die Motivation sowie die Identifizierung mit dem KSW. Das KSW will diesen Weg auch in Zukunft beibehalten. 
Was bieten Sie für Arbeitszeitmodelle an?
Je nach Situation erlauben es Massnahmen wie unbezahlter Urlaub, Teilzeitarbeit oder auch Jobsharing, sowohl auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden als auch auf die Unternehmensinteressen einzugehen. Dies gilt für alle Berufsgruppen und beide Geschlechter. Diese Flexibilität bei Fragen der Arbeitszeit führt dazu, dass wir im Ärztekader eine besser ausgewogene Verteilung der Geschlechter haben.
Betreibt das KSW Frauenförderung?
Wie erwähnt hat sich das KSW zum Ziel gesetzt, vor allem bei Arbeitszeitmodellen möglichst gute individuelle Lösungen anzubieten. Eine Frauenförderung erfolgt daher eher indirekt. Bei konkreten Stellenbesetzungen spielen die Eignung und Motivation eine zentrale Rolle und nicht das Geschlecht.
Grosse Unterschieden zwischen den Spitälern
Anfang November hat Medinside bei mehreren Spitälern nachgefragt, wie hoch der Frauenanteil im oberen Ärztekader (Chef- und Leitende Ärztinnen) ist. Es zeigte sich, dass der Unterschied von der tiefsten zur höchsten Quote über 100 Prozent beträgt. Am höchsten ist der Frauenanteil im Kader im Kantonsspital Winterthur. Fast jedes dritte Kadermitglied ist dort weiblich (32 Prozent). Danach folgt das Unispital Zürich. Am Unispital beträgt der Ärztinnenanteil im Kader 22 Prozent. Dann kommt das Inselspital mit 19 Prozent. Tiefer ist der Anteil in den Kantonsspitälern Aarau, Luzern und St.Gallen (je 16 Prozent) sowie am Unispital Basel (15 Prozent). 
Wie entwickelte sich der Frauenanteil an Ihrem Spital über die Zeit?
In den vergangenen Jahren stieg der Anteil der Kaderärztinnen im Vergleich zu den Kaderärzten stetig an. Aktuell beträgt er, wie sie in ihrem Artikel geschrieben haben, rund einen Drittel.
Das KSW war wie erwähnt bei den befragten Institutionen an der Spitze. Gleichwohl ist nur knapp jeder dritte Kaderarzt eine Ärztin. Wird sich die Quote erhöhen?
Der Anteil an Kaderärztinnen hat sich in den vergangenen Jahren wie erwähnt kontinuierlich erhöht. Es gibt keinen Grund, weshalb sich dieser Trend nicht fortsetzen sollte. Bereits heute gibt es im KSW mehr Ärztinnen als Ärzte. Dieser Umstand wird dazu führen, dass es immer mehr Kaderärztinnen geben wird.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
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