«Praxisuntauglich»: Invasiv- und Akut-Mediziner gegen ambulante Pauschalen

Die FMCH und insgesamt 26 Fachgesellschaften lehnen das geplante neue Tarifsystem der Solutions Tarifaires Suisses ab.

, 19. Dezember 2023 um 00:26
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Bild: National Cancer Institute on Unsplash
Der Chirurgenverband FMCH und insgesamt 26 ärztliche Fachgesellschaften lehnen die letzte Version der ambulanten Pauschalen der Solutions Tarifaires Suisses ab. Sie fordern Pauschalen, «welche medizinischen Kriterien folgen», so die Mitteilung des FMCH.
Bislang aber seien sachdienliche und konstruktive Inputs der Ärzteschaft nicht eingearbeitet worden. Und deshalb wiederum seien «praxisuntaugliche» Spitalpauschalen entstanden.
Sinnvolle Pauschalen können nur dort funktionieren, wo häufige, standardisierte Eingriffe erfolgen. Dabei müsse Transparenz über die verschiedenen Kostenanteile bestehen: Material, Labor, Pathologie, ärztliche Leistung und so weiter. Bei der Version 1.0. der Pauschalen sei dies aber nicht der Fall: So werde bei der medizinischen Leistung nicht unterschieden zwischen Leistungen, welche in Lokalanästhesie oder unter Beizug eines Anästhesisten in Vollnarkose durchgeführt werden müssen. Oder es werde kaum differenziert zwischen der Behandlung eines Erwachsenen und der eines Kindes.
In diversen Pauschalen wurden zudem Prozeduren zusammengefasst, die sehr unterschiedliche Zeitaufwände beinhalten.

Nicht sachgerecht, nicht wirtschaftlich

Damit seien letztlich auch die Kriterien der Sachgerechtigkeit und der Wirtschaftlichkeit nicht erfüllt – womit das ganze Paket rechtlich nicht hält.
Einen Grund für die inadäquate Abbildung der Leistungen sehen die widersprechenden Verbände in einer unpassenden und ungenügenden Datengrundlage: Die Version 1.0 basiert auf dem DRG-System, das für stationäre Fälle gilt. Die Aufwände eines ambulanten Settings würden im DRG-System aber nicht korrekt – oder gar nicht – abgebildet.
Was ist also zu tun? Laut dem FMCH sollte nun schrittweise vorgegangen werden: Für den anfänglichen Praxiseinsatz wäre eine überschaubare Anzahl Pauschalen auszuarbeiten, weil damit bereits ein Grossteil der aktuellen ambulanten Fälle abgedeckt werden kann: Knapp 30 Pauschalen könnten je nach Fachrichtung bis zu 80 Prozent der aktuellen ambulanten Fälle abdecken. Danach könnte die Anzahl Pauschalen schrittweise erweitert werden.
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