Wer denkt, dass die Corona-Pandemie zu einem sprunghaften Anstieg der Digitalisierungsbemühungen im Schweizer Gesundheitswesen geführt hat – den widerlegt der neuste jährliche E-Health-Barometer. «Das Gesundheitspersonal greift in der Krisenzeit vermehrt auf analoge Methoden zur Übermittlung von Daten zurück», schreiben die Autoren der Studie.
Für den Informationsaustausch zur Behandlung einer Patientin oder eines Patienten verwenden 78% der befragten Apotheker das Faxgerät. 77% der Alters- und Pflegeheime sowie 76% der Spitalärztinnen und -ärzte benutzen dafür das Telefon, so eine Erkenntnis. Trotzdem unterstütze die Mehrheit aller Akteure des Gesundheitswesens die systematische Nutzung von Online-Formularen zum Austausch von Informationen mit den Behörden.
«Die Digitalisierung von Prozessen findet noch nicht in allen Gesundheitseinrichtungen statt», heisst es in der Studie weiter. Dies habe verschiedene Ursachen, beispielsweise die Sensibilität der Gesundheitsdaten, Hürden der Digitalisierung in der Medizin oder auch das föderale System der Schweiz. Dass eine E-Health-Strategie benötigt würde, wüssten die Spitäler seit der Einführung des EPD-Gesetzes im Jahr 2017. Diese Bestrebungen hätten bei den Spitälern vor allem zwischen 2017 und 2018 Wirkung gezeigt.
Antwort auf die Frage "Hat Ihre Organisation eine E-Health-Strategie?". Grafik: GFS.Bern
EPD-Akzeptanz unter IT-Verantwortlichen nimmt ab
Seither stagniere dieser Prozess. Das zeige jedoch, dass sich die Spitäler auf die Implementierungsfrist (April 2020) vorbereitet hätten. Während bei den Spitälern fast 80% antworteten, sie hätten eine solche Strategie, die zum Beispiel mit der EPD-Einführung rechnet, oder würden eine planen, ist der Anteil in anderen Gesundheitsbereichen deutlich tiefer. Die Anzahl Apotheken (26%), Spitex-Organisationen (27%) sowie Alters- und Pflegeheime (32%), die eine solche Strategie haben, bleibe seit zwei Jahren quasi konstant, so die Studie.
Positiv auf Digitalisierungen im Gesundheitswesen reagiert laut E-Health-Barometer die Bevölkerung. Seit der letzten Befragung sei die Akzeptanz zur elektronischen Speicherung von Gesundheitsdaten innerhalb der Bevölkerung um 13% auf 70% («eher/sehr» einverstanden) gestiegen. Auch die Bekanntheit des Elektronischen Patientendossiers nehme zu: 57% der Befragten gaben an, das EPD als medizinisches Angebot zu kennen (+17%).
Das E-Health-Barometer zeigt aber auch, «dass die Nutzung des EPDs die ursprüngliche Euphorie hemmt». Nur noch knapp die Hälfte (52%) der IT-Verantwortlichen in den Spitälern finden das EPD eine «eher/sehr gute» Sache – das sind 17% weniger als in der letzten Befragung. Bei den anderen Gesundheitsfachpersonen werde das EPD «weiterhin als überwiegend gute Sache wahrgenommen».
«Das EPD ist insgesamt in einer kritischen Einführungsphase», kommen die Studienautoren zum Schluss.
Gründe für Nicht-Installation der SwissCovid-App. Grafik: GFS.Bern
SwissCovid-App: Viele Junge kennen sie gar nicht
Schliesslich fragte die Studie auch nach der Nutzung der SwissCovid-App. «Per 18.Januar 2021 wurde diese von 1,92 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz benutzt», heisst es. Allerdings gaben fast zwei Drittel der Befragten an, die App nicht installiert zu haben.
Von jenen, die die SwissCovid App nicht auf ihrem Smartphone installiert haben, gaben 31% an, die App gar nicht zu kennen. Das seien hautsächlich 18- bis 39-Jährige, so die Studie. Bei den über 65-Jährigen scheinen technische Probleme der Grund für die Nicht-Nutzung zu sein: 28% gaben hier an, kein geeignetes mobiles Telefon respektive Schwierigkeiten bei der Installation zu haben.
Befragt wurden für das E-Health-Barometer 2021 1573 Gesundheitsfachpersonen und Akteure aus dem Gesundheitswesen sowie 1211 Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz. Durchgeführt wurde die Befragung von GFS.Bern im Auftrag von InfoSocietyDays.