Santésuisse kritisiert Investitionspolitik der Spitäler

Der Verband nimmt Stellung zum Vorwurf, die Krankenkassen seien Schuld an der Spitalmisere.

, 18. April 2024 um 22:35
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Um- und Neubauprojekt SUN des Kantonsspitals Graubünden  |  Bild: Aus einem Präsentationsfilm des KSGR.
«Ohne faire Tarife ist ein wirtschaftliches Überleben und damit eine breite und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung nicht mehr möglich»: Das sagte Hugo Keune bei der Präsentation der Jahresergebnisse des Kantonsspitals Graubünden (KSGR).
Schuld sind laut dem CEO die Krankenkassen. «Diese weigern sich hartnäckig, nur schon die Teuerung weiterzugeben. Das bringt uns Spitäler zusätzlich unter Druck».
Und Keune steht damit nicht alleine. Fast jedes Spital, das dieser Tage seinen Jahresabschluss 2023 vorlegt, ergänzt die Zahlen mit einem Hinweis auf die dürren Tarife. So monierte das Kantonsspital Aarau (das 2023 noch halbwegs mit einem blauen Auge davonkam), im gestern veröffentlichten Jahresbericht die «veralteten und zu tiefen Tarife».

«Irritierende Argumentation»

Was sagt der Krankenkassenverband Santésuisse dazu? «Wir können die Argumentation nicht nachvollziehen», so die Antwort der zuständigen Tochtergesellschaft Tarifsuisse auf die Vorwürfe von Hugo Keune: «Trotz der hohen Investitionen in den letzten Jahren schreibt das grösste Bündner Spital ja weiterhin Gewinn.»
Es sei irritierend, dass über zu tiefe Tarife geklagt wird, denn immerhin gehe es hier um Prämiengelder, die alle Bündnerinnen und Bündner bezahlen. «Gegen Tariferhöhungen für wirtschaftlich arbeitende Spitäler wehren wir uns nicht, sofern eine nachvollziehbare Datengrundlage vorhanden ist», schreibt Tarifsuisse weiter. Weil es tatsächlich eine Teuerung gegeben habe, seien die stationären Sätze in den letzten Jahren erhöht worden. Eine weitere Tariferhöhung sei auch für nächstes Jahr vereinbart worden.

Mangelnde Vorsicht

Für Tarifsuisse ist es wichtig, «dass alle Spitäler sehr sorgfältig mit den Prämiengeldern umgehen. Das betrifft auch eine umsichtige, zurückhaltende Investitionspolitik.» Leider sei diese Vorsicht in den vergangenen Jahren bei vielen Spitälern nicht gegeben gewesen.
Wobei hier noch zu präzisieren wäre, dass Hugo Keune mit seiner Kritik die Politik der Krankenkassen generell meinte und nicht nur in Bezug aufs Kantonsspital Graubünden. Und dass ein Spital Gewinne schreibt, bedeutet nicht, dass es in der Lage ist, künftige Investitionen zu tätigen. Nach einer anerkannten Faustregel braucht es dazu eine Ebitda-Marge von 10 Prozent. 2023 betrug sie im KSGR 5,5 Prozent.

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