Frutigen: Protest gegen Geburtshilfe-Aus hält an

Gibt es doch noch Hoffnung für die Geburtshilfe in Frutigen? Der Gemeinderat bestätigt zumindest, dass Gespräche mit den umliegenden Gemeinden laufen.

, 27. März 2025 um 14:33
image
Symbolbild/Unsplash
Die geplante Schliessung der Geburtenstation am Spital Frutigen sorgt weiterhin für grossen Protest. Eine Petition für den Erhalt der Station zählt inzwischen fast 28'000 Unterschriften.
Der Entscheid, die Geburtshilfe aufzugeben, war am 19. März 2025 vom Berner Regierungsrat im Rahmen der Spitalplanung genehmigt worden. Einen Tag später wurde das Personal über die bevorstehende Schliessung informiert – weniger als zwei Wochen vor dem definitiven Aus.

Kanton müsste einspringen

In der Petition wird unter anderem auf die geografische Lage hingewiesen: Eine Anfahrt von bis zu 40 Minuten nach Interlaken oder Thun könne für Frauen unter Wehen gefährlich werden. Das Spital Frutigen relativiert diese Sorge: Werdende Mütter würden im Rahmen der Geburtsvorbereitung eng begleitet. Gemeinsam mit Hebammen und Ärzten werde der richtige Zeitpunkt für den Spitaleintritt definiert. Im Notfall stünden zudem Rettungsdienste oder die Rega zur Verfügung.
Ob die Petition politischen Einfluss entfalten kann, bleibt offen. Gabriela Vrecko betont gegenüber Medinside, der Entscheid sei wohlüberlegt und in enger Abstimmung mit dem Kanton getroffen worden. Sollte es zu einer politischen Kehrtwende kommen, brauche es klare Zusagen:
«Ohne zusätzliche Fachkräfte und ausreichende finanzielle Mittel wäre nicht nur die Qualität der Geburtshilfe gefährdet, sondern auch der Fortbestand des gesamten Standorts Frutigen», so Vrecko.
In einem Schreiben kritisiert der Frutiger Gemeinderat die sehr kurzfristige Ankündigung des Entscheids und betont: «Via Regionalplanung Kandertal finden mit den umliegenden Gemeinden Gespräche zum weiteren Vorgehen statt».
Zudem habe der Gemeinderat zur Kenntnis genommen, dass gegen diesen Entscheid aktuell mehrere Petitionen laufen.

Muri, Thusis, Cham, Einsiedeln...

Die Diskussion um Frutigen steht exemplarisch für eine Entwicklung, die sich schweizweit beobachten lässt: Der Rückbau geburtshilflicher Angebote in ländlichen Regionen. In den vergangenen Monaten wurden bereits die Geburtenabteilungen in Muri, Thusis, Cham und Einsiedeln geschlossen. Die Gründe sind meist dieselben: Fachkräftemangel, Kostendruck, sinkende Geburtenzahlen.
Damit rückt auch die grundsätzliche Frage in den Fokus, welchen Stellenwert wohnortnahe Geburtshilfe in der künftigen Spitalplanung überhaupt noch haben soll – und welche Verantwortung Kantone und Gesundheitsversorger dabei übernehmen soll.
    Artikel teilen
    • Share
    • Tweet
    • Linkedin
    • Whatsapp
    • Telegram
    Kommentar

    2 x pro Woche
    Abonnieren Sie unseren Newsletter.

    oder

    Was ist Ihr Beruf?

    Wo arbeiten Sie?*

    undefined
    undefined

    *Diese Angaben sind freiwillig. Sie bleiben im Übrigen anonym.
    Warum bitten wir Sie darum? Medinside bietet Ihnen die Informationen und Beiträge kostenlos. Das bedeutet, dass wir auf Werbung angewiesen sind. Umgekehrt bedeutet es idealerweise auch, dass Ihnen auf Medinside möglichst nur Werbung gezeigt wird, die zu Ihnen passt und die Sie interessant finden könnten.
    Wenn wir durch solche Erhebungen Angaben über das allgemeine Profil des Medinside-Publikums gewinnen, nützt dies allen: Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, uns und unseren Kunden. Vielen Dank!


    Mehr zum Thema

    image

    Internationale Auszeichnung für KSW- und Inselspital-Forscher

    Gregory Lepeu und Heinz Eric Krestel wurden mit dem Alfred-Hauptmann-Preis für epileptologische Forschung ausgezeichnet.

    image

    Stadtspital Zürich: Patientenrekord – und trotzdem 28 Millionen Verlust

    Wachstum, Effizienzgewinn und Nachverhandlungen bei Tarifen zeigten 2024 etwas Wirkung. Doch der Weg zur schwarzen Null ist noch weit.

    image

    Kantonsspital Baden mit Rekordverlust

    Trotz Rekord bei den Patientenzahlen schliesst das KSB das Jahr 2024 mit einem Minus ab – auch wegen der kostspieligen Inbetriebnahme des Neubaus.

    image

    GZO Spital Wetzikon: Endometrioseklinik unter neuer Leitung

    Rasmus Schmädecker wechselt vom Spital Uster nach Wetzikon.

    image

    Neuer CEO für das Zentrum für Labormedizin

    Martin Frey folgt per Anfang Juli 2025 auf Wolfgang Korte.

    image

    Kantonsspital Glarus sichert Hausarztversorgung in Amden

    In der Gemeinda Amden, nahe dem Glarnerland, drohte der Verlust der hausärztlichen Versorgung – nun greifen der Kanton und das Kantonsspital Glarus ein.

    Vom gleichen Autor

    image

    Trotz Defizit: Hoch Health Ostschweiz sieht sich auf Kurs

    Der Zusammenschluss der St. Galler Spitäler wurde Anfang Jahr vollzogen. Die neue Gruppe startet mit Verlust, aber auch mit Zuversicht ins erste Jahr.

    image

    Zwei neue Geschäftsführerinnen für die USZ Foundation

    Julia Item und Simone Marquart arbeiten bereits seit 2021 gemeinsam für die Wilhelm Schulthess Stiftung – Anfang Mai übernehmen sie nun offiziell die Co-Geschäftsführung der USZ Foundation.

    image

    Das Kinderspital Zürich hat einen Interims-CEO

    Der Bau-Experte Stephan Gürtler übernimmt interimistisch die Leitung des Kispi Zürich. Er folgt auf Georg Schäppi, der zur Kühne-Stiftung wechseln wird.